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Patentstreit Apple vs. Samsung: Im "iKrieg" verlieren die Verbraucher

Steve Jobs wollte im Kampf gegen "gestohlene" Produkte einen "Atomkrieg" gegen die Konkurrenz führen. Nun will Apple Smartphones von Samsung verbieten lassen. Es muss eine bessere Lösung als diesen Industriekrieg geben.

Für Samsung ist das ein harter Schlag. Doch die Niederlage vor dem US-Gericht ist nur eine weitere verlorene Schlacht in einem Krieg, der lange nicht zu Ende ist. Am Dienstag forderte Apple ein Verkaufsverbot für acht Smartphones der Koreaner. Herrscht schon Krieg, wenn zwei Konzerne wie Apple und Samsung sich um Patente streiten? Nein, aber Apple sieht es so. „Ich werde einen Atomkrieg dagegen führen“, kündigte der inzwischen verstorbene Gründer Steve Jobs an. Er meinte damals das Betriebssystem Android, das Google entwickelt hat und Samsung und viele andere Unternehmen verwenden. Android sei ein gestohlenes Produkt, meinte Jobs.

Apple gegen Samsung, Microsoft gegen Motorola (das jetzt Google gehört), Nokia gegen HTC – eigentlich alle gegen alle, überall auf der Welt wird geklagt. Dabei geht es im Streit um Patente nicht wirklich um technische Innovationen oder unverwechselbares Design. Es geht darum, die Konkurrenz vom Markt zu drängen, sie daran zu hindern, ihre Produkte zu verkaufen, es geht darum, Marktanteile zu verteidigen. Die Patente in diesem Krieg sind nur die Waffen.

Dabei sind nicht alle Waffen gleich scharf und gleichermaßen vernichtend. Es gibt echte Innovationen oder nur Abwandlungen davon. Es gibt Erfindungen, die irgendwann zur Grundlage werden für ganze Gruppen neuer Produkte. Apple hat scharfe Waffen, Microsoft auch, Motorola hatte früher in den 70er Jahren welche, doch nach 20 Jahren laufen Patente aus. Google gilt als schwach ausgestattet, was Patente betrifft.

Und nicht jedes Unternehmen setzt die Waffen auf die gleiche Weise ein. Microsoft etwa ist es gewohnt, Lizenzen zu vergeben und so recht auskömmlich Geld zu verdienen. Samsung ist ein Unternehmen, das Lizenzen nutzt, um eigene Produkte daraus zu machen – und sie massenweise zu verkaufen. Apple wiederum legt Wert auf Exklusivität, hält nicht viel von Lizenzen und will seine Technologie lieber für sich behalten.

Klar ist, dass Unternehmen und Kunden ein Interesse daran haben, dass geistiges Eigentum, dass technische Erfindungen geschützt werden, damit es einen Anreiz gibt, weiterzuentwickeln. Klar ist aber auch, dass technische Errungenschaften an einem bestimmten Punkt allen zur Verfügung gestellt werden müssen – natürlich nicht kostenlos –, damit am Ende auf dieser Basis eine Vielzahl von weiteren Produkten entstehen und in der Folge wiederum innovative Produkte erfunden werden können.

Ist es in Ordnung, Ideen zu klauen? Nein. Aber wenn ein US- Gericht am Ende entscheiden sollte, dem Konkurrenten eines einheimischen Herstellers zu verbieten, seine Produkte in den USA zu verkaufen und ein Gericht in Korea das Gleiche mit dem US-Unternehmen tut, dann haben vor allem die Kunden verloren. Dann haben sie bald keine Auswahl mehr. Natürlich soll nicht der Plagiator belohnt werden. Aber es muss eine bessere Lösung geben, als mit diesem Industriekrieg die Gerichte zu beschäftigen. Apple und Samsung haben die Kassen voll, sie können sich ewig streiten. Besser wäre es, auch für die Kunden, sie würden eine andere Lösung finden.

Corinna Visser

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