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Pia Döring
© picture alliance / dpa

Pia Döring: „Ich weiß, dass ich nicht charakterlos bin“

Sie trat an als Kandidatin der Linken und wurde gewählt. Kurz nach der Wahl wechselte sie zur SPD. "Das ist Betrug", findet Oskar Lafontaine und geht strafrechtlich gegen die Genossin vor.

Sie lebe nach dem Motto, dass das Leben nicht gleich zu Ende sei, nur weil ein Traum nicht in Erfüllung gehe, schreibt die saarländische SPD-Landtagsabgeordnete Pia Döring auf der Homepage der Fraktion. Diese Passage könnte man als Erklärung für ihren spektakulären Mandatswechsel nach der Landtagswahl im Frühjahr deuten. Döring war auf der Liste der Linken gewählt worden, doch noch vor der konstituierenden Sitzung des Parlaments wechselte sie zur SPD. Das Leben, so philosophiert die 52-jährige Bürokauffrau aus Ottweiler weiter, habe eben „nur einen Weg versperrt, damit man einen neuen geht“.

Dieser neue Weg empört nach wie vor die Linkspartei – vor allem Oskar Lafontaine, den Vorsitzenden der Landtagsfraktion. Gemeinsam mit seinen Genossen zeigte er Döring wegen Wahlbetrugs an. Und ließ auch nicht locker, nachdem die Staatsanwaltschaft Saarbrücken es ablehnte, Ermittlungen einzuleiten. Es folgte eine Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft, die dieser Tage wissen ließ, sie teile die Entscheidung der nachgeordneten Behörde, „weil ein Parteiwechsel unter Mitnahme des Mandats den Straftatbestand des Betruges nicht erfüllt“.

Lafontaine, selbst früher schon Parteichef bei Linken und SPD, wäre nicht Lafontaine, wenn er die Sache nun auf sich beruhen lassen würde. Inzwischen hat die Linke die Angelegenheit vor den Verfassungsgerichtshof des Saarlandes gebracht, wie der Lafontaine-Vertraute und Geschäftsführer der Fraktion, Heinz Bierbaum, bestätigte. „Wir haben es auf allen Ebenen probiert“, sagt er. Und erinnert daran, dass Döring den aussichtsreichen Listenplatz drei bei der Landtagswahl in einer Kampfabstimmung errungen hat. „Bei aller Freiheit des Mandats: Eine Politikerin ist dem Wählerwillen verpflichtet, das hat sie ignoriert.“ Sollte die Linke auch beim Verfassungsgericht keinen Erfolg haben, behält sie sich noch eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Justiz beim Landesministerium vor.

Die längste Zeit ihres Lebens war Pia Döring Genossin, von 1978 bis 2004 sowie wieder seit April bei der SPD. Dazwischen organisierte sie sich in der Linkspartei, war dort jahrelang Büroleiterin eines saarländischen Bundestagsabgeordneten. Sie bleibe ja „im linken Lager“, heißt es beschwichtigend bei der Saar-SPD. Dort gibt man zu, von dem Wechsel Dörings nach der Wahl überrascht gewesen zu sein. Döring selbst vermeidet seit Frühjahr jede Stellungnahme zu ihrem Fall.

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