Yair Lapid: „Ich stehe für saubere Politik“
Das ultimative Mega-Duell im israelischen Wahlkampf ist ausgeblieben: Ex-Regierungschef Ehud Olmert gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Olmert hatte auf eine Kandidatur verzichtet, weil er sich immer noch wegen angeblicher Korruption vor Gericht verantworten muss.
Das ultimative Mega-Duell im israelischen Wahlkampf ist ausgeblieben: Ex-Regierungschef Ehud Olmert gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Olmert hatte auf eine Kandidatur verzichtet, weil er sich immer noch wegen angeblicher Korruption vor Gericht verantworten muss. In den vergangenen Tagen knöpfte sich Olmert seinen Nachfolger dennoch über die Presse vor – und kritisierte dabei, Netanjahu schmeiße Milliarden für Angriffsvorbereitungen gegen den Iran aus dem Fenster. Spätestens da wussten die israelischen Wähler, was sie verpasst hatten.
Stattdessen müssen sich die Israelis nun mit einem Ersatz-Duell zwischen dem tiefreligiösen Ultranationalisten Naftali Bennett von der „Jüdischen Haus“-Partei und dem hedonistischen Liberalen Yair Lapid an der Spitze der von ihm gegründeten Partei „Es gibt eine Zukunft“ begnügen. Deren Aufmerksamkeit gilt insbesondere den jüngeren Großstädtern, der Generation Hightech. Beide bekämpfen sich allerdings recht vorsichtig, denn inzwischen ist klar: Netanjahu wird wohl nicht nur Bennett und dessen radikale Siedlungsaktivisten in die Regierung hieven, sondern er will auch Lapid an Bord holen. Und dieser ist willig.
Die von ihm gegründete Partei hat Lapid auf sich zugeschnitten. Er verspricht eine „neue, saubere Politik“, weshalb er sich weigerte, auch nur einen einzigen ehemaligen oder gegenwärtigen Spitzenpolitiker aufzunehmen. Der 49-Jährige ist Sohn des verstorbenen stellvertretenden Ministerpräsidenten Josef „Tommy“ Lapid und der Bestseller-Schriftstellerin Shulamit Lapid. Er ist ein geistreicher und witziger Kolumnist, tritt aber gleichzeitig auch im Fernsehen als seichter Talkmaster auf.
Mit zehn bis zwölf Sitzen im Parlament könnte Lapids Partei zur einflussreichen Kraft werden. Fraglich ist allerdings, ob der sanftmütig auftretende Lapid sich im Haifischbecken der israelischen Politik wird durchsetzen können. Seine taktische Flexibilität könnte ihm dabei helfen. Denn außer der Forderung nach „gerechter Lastenverteilung“ sind seine Programmziele doch recht schwammig geblieben. Er tritt für Verhandlungen mit den Palästinensern ein, will den unter finanziellen Lasten leidenden Mittelstand aufrichten und das abgestürzte Schulwesen reformieren. Doch was und ob überhaupt etwas von diesen Programmpunkten nach den Wahlen und einem eventuellen Regierungsbeitritt übrig bleiben wird, weiß niemand. Charles A. Landsmann
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