Neue "Tagesthemen"-Sprecherin Pinar Atalay: „Ich stamme aus Ostwestfalen-Lippe“
Gute Premiere der neuen Moderatorin: Pinar Atalay fühlt sich bei den "Tagesthemen" sichtlich wohl Nur eines stört sie.
Da ist sie jetzt, da muss sie nicht wieder weg. Pinar Atalay hat am Wochenende bei den „Tagesthemen“ begonnen, als Moderatorin, als dritte Kraft, wenn Caren Miosga und Thomas Roth urlauben. Die Premiere geriet prägnant. Atalay „lebt“ die Nachrichten mehr als ihre Kollegin und ihr Kollege. Sie formuliert klar und deutlich, das Gesicht formt mit. Keine eckigen Sentenzen, die Neue im „TT“-Studio moderiert mit einer für die neue Aufgabe erstaunlichen Professionalität. Auch bei den Live-Schalten, die eben live sind und deswegen nicht im Sicherheitskorsett des fein getunten Ablaufs gemeistert werden können. Der Zuschauer spürt, und er soll wohl spüren, dass sich Pinar Atalay bei den „Tagesthemen“ am richtigen Ort fühlt – und bei der Information zu Hause ist. Die neue Moderatorin hält mit eigener Einschätzung auch nicht hinter dem Berg, weder beim Krim-Konflikt noch bei den Bemühungen der spanischen Konservativen, die Abtreibungsgesetze wieder zu verschärfen. Da passte es nicht schlecht, dass das „Tagesthemen“-Studio am Freitag und am Samstag bei der Moderation wie bei der Präsentation von Nachrichten, Sport und Wetter fest in „Frauentagshand“ war. Der Weg nach Hamburg verlief für die 35-jährige Journalistin mehr ungerade als gerade. Nach dem Abitur studierte sie Modedesign, eröffnete eine Boutique in ihrer Geburtsstadt Lemgo. Nach einem Jahr stellte sie fest, „dass das doch nicht meins ist“, bewarb sich beim Radio und arbeitete für Lokalstationen in Detmold und Münster. 2006 wechselte sie zum Fernsehen, als Moderatorin und Autorin für die ARD, insbesondere für NDR und WDR („Cosmo-TV“). Schnell gehörte sie zum Stammteam der Moderatoren bei „NDR aktuell“, zusätzlich war sie Reporterin für die „Tagesschau“ und das „Morgenmagazin“. Richtig politisch wurde es 2009, da wurde sie für die Leitung der „Phoenix- Runde“ engagiert. Was sie bei allem Erfolg nervt, sind Reaktionen auf ihre Herkunft und ihren Namen. Ihre Eltern sind in den 1970er Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Eigentlich habe sie „gar keine Migrationsgeschichte, ich stamme aus Ostwestfalen-Lippe“. Anscheinend aber ist so eine Biografie noch eine kleine Sensation. „Mich nerven Kommentare wie: ,Sie sprechen aber gut Deutsch’“, sagt sie. Türken hätten immer noch ein Gastarbeiter-Image. Je länger sie bei den „Tagesthemen“ arbeitet, desto erfolgreicher wird sie das Klischee bekämpfen.