Ingrid Steeger: "Ich schäme mich nicht für Hartz IV"
Ingrid Steeger ist eine bekannte Schauspielerin ohne Rollenangebote; sie lebt von Hartz IV. Ihr Leben ist die Geschichte vom großen Auf und Ab. Am Dienstagabend erzählt sie davon in einer ARD-Talkshow.
Am Dienstag tritt Ingrid Steeger wieder im Fernsehen auf. Es ist keine große, keine kleine, es ist gar keine Rolle. Ingrid Steeger wird bei „Menschen bei Maischberger“ mit ihrem Schicksal vertreten sein, möglicherweise als lebende Antwort auf die Talkshowfrage: „Leben mit der Pleite: Geld weg, Ansehen weg?“
Denn das ist Ingrid Steeger heute: eine Schauspielerin ohne Rollenangebote; sie lebt von Hartz IV. „Ich schäme mich nicht dafür“, sagte sie der „Bild“. Prompt kam die Einladung in die ARD-Talkshow, es droht eine Karriere als Hartz-IV-Gesicht. Mit der Schauspielerei wird es für Ingrid Steeger immer schwieriger, den letzten Dreh musste sie wegen gesundheitlicher Probleme abbrechen. Es war ein Auftritt in der Klinikserie „In aller Freundschaft“.
Die Lebensgeschichte der Ingrid Anita Stengert, vor 63 Jahren als Tochter eines Teppichkaufmanns in Berlin geboren, ist die Geschichte vom großen Auf und Ab. Was als Stenotypistin mit Nebenberuf Fotomodell begann, ging über in An-und-auszieh-Filme der Sexwelle wie „Die liebestollen Baronessen“ (1970). Es war der Regisseur Michael Pfleghar, der das besondere Talent der Schauspielerin Ingrid Steeger entdeckte. In der für die frühen 70er Jahre unerhört frechen Fernsehshow „Klimbim“ war sie die Tochter Gaby, eine Horror- Pippi-Langstrumpf mit schlimmen Zähnen und tollen Brüsten.
Wieder war es Pfleghar, der sie mit Iris Berben 1978 für die Serie „Zwei himmlische Töchter“ engagierte. Kein Erfolg auf der „Klimbim“-Flughöhe, auch die Serie „Susi“ mit Steeger in der Titelrolle schaffte das nicht. Es folgten größere und kleinere Aufgaben, größere und kleinere Erfolge. Das Fernsehpublikum wollte über die „Klimbim“-Göre nicht hinwegsehen, da konnte die Steeger spielen, was sie wollte. Sie wechselte zum Theater, spielte „Pygmalion“ von George Bernard Shaw, der Applaus war da. Die Steeger sang, sie stellte sich 1989 mit der Autobiografie „Ein Glückskind darf auch weinen“ vor, sie arbeitete auf der Boulevardbühne und war mit ihren Liebeleien und Kurzehen wie mit dem US-Indianer-Poeten Tom LaBlanc stets ein Thema des Boulevards. Ein rechter Bezug zum Geld wollte sich nicht einstellen. Die hohen Gagen in der „Klimbim“-Ära gab sie aus. Eine Tournee mit dem Restensemble von „Klimbim“ brachte nur kurz Entlastung. Ingrid Steeger hetzt ihrem Lebensmotto „Ich möchte einfach nur glücklich sein“ weiter hinterher. Jetzt auf Hartz-IV-Basis.
Joachim Huber