Ägyptens Präsidentschaftswahlen: „Ich kann keine Wunder wirken“
Und jetzt Sisi-Schokolade: Der Arabische Frühling in Ägypten könnte drei Jahre nach dem Sturz von Ex-Luftwaffenchef Hosni Mubarak mit einem weiteren Ex-General an der Spitze des Staates enden.
Kairos findige Händler führen mittlerweile Sisi-Schokolade, Sisi-Sandwiches, ja sogar Sisi-Juwelen. Seit Wochen sind Ägyptens Straßen mit Plakaten des umschwärmten Feldmarschalls in dunkler Sonnenbrille gepflastert. Und dennoch ist der 59-Jährige in seiner Heimat nach wie vor ein Unbekannter. Seine Reden hält er meist vor hohen Offizieren und bei der Vereidigung von Rekruten. Per Fernsehansprache direkt an das Volk wandte er sich bisher nur zwei Mal, als er am 3. Juli 2013 Mohammed Mursi aus dem Amt jagte und als er am vergangenen Dienstag offiziell seine Kandidatur als dessen Nachfolger auf dem Präsidentensessel anmeldete.
Und so könnte der Arabische Frühling in Ägypten drei Jahre nach dem Sturz von Ex-Luftwaffenchef Hosni Mubarak mit einem weiteren Ex-General an der Spitze des Staates enden. Das Machtfeld dazu hat Sisi bereits planiert – mit roher Gewalt, mehr als 2500 Toten und 17000 Verwundeten sowie 16000 Verhaftungen. Das ist ein Ausmaß an staatlicher Repression, wie sie Ägypten selbst unter Gamal Abdel Nasser nicht erlebt hat.
Über Sisis Privatleben ist wenig bekannt. Am 19. November 1954 geboren, wuchs er im Kairoer Altstadtbezirk Gamaleya in kleinen Verhältnissen auf. Sein Vater Hasan besaß nahe dem berühmten Khan-al-Khalili-Basar eine Werkstatt, in der er Souvenirs aus Holz und Perlmutt fertigte. Das Elternhaus war fromm und patriotisch. Sisi selbst gilt als praktizierender Muslim, der demonstrativ einen Gebetsfleck auf der Stirn trägt. Sein Privatvermögen beläuft sich nach lokalen Medienberichten inzwischen auf gut drei Millionen Euro. Nach der Schulzeit trat Abdel Fattah al Sisi in die Streitkräfte ein, wo er schnell Karriere machte. Als junger Offizier verbrachte der Vater von vier Kindern einige Jahre als Militärattaché in Saudi-Arabien. Später studierte er am „Staff College“ in Großbritannien und 2006 am „United States Army College“ in Pennsylvania. Seine US- Ausbilder behielten ihn als intellektuellen Kopf und disziplinierten Charakter in Erinnerung.
Zurück in Ägypten wurde er nach dem Sturz Mubaraks Chef des militärischen Geheimdienstes. Im August 2012 kürte ihn Präsident Mursi dann zum Verteidigungsminister und Armeechef. Zehn Monate später putschte Sisi gegen seinen islamistischen Mentor. Das Volk schwor er in seiner 15-minütigen Kandidatenrede ein auf „harte Arbeit und Entsagungen“. Denn: „Ich kann keine Wunder wirken.“ Martin Gehlen
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