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Nach Hollywoods Regeln reicht der Sexappeal von Russell Crowe (50) noch für einen "romantic interest" Mitte dreißig.
© AFP

Sexismus in Hollywood: „Ich kann ja auch nicht immer Gladiator sein“

Russell Crowe glaubt nicht, dass Hollywood ältere Schauspielerinnen benachteiligt und rät Kolleginnen, sich einfach altersgerechte Rollen zu suchen. Die Zahlen zeigen aber: Hollywood kennt Frauen nur nackt und jung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Russell Crowe findet nicht, dass Hollywood ältere Schauspielerinnen benachteiligt. In einem Interview mit der australischen Frauenzeitschrift „Women’s Weekly“ hat sich der 50 Jahre alte Oscar-Preisträger zu einem Appell an die Schauspielerinnen seiner Generation hinreißen lassen. Der Kernsatz: „Die Frauen, die behaupten, es gäbe keine Rollen mehr, sind die, die sich mit 40, 45, 48 immer noch für die junge Unschuld halten und sich wundern, warum sie nicht als 21-Jährige gecastet werden.“

Hollywood debattiert schon seit einiger Zeit über Nachteile für ältere Schauspielerinnen

Crowe befeuerte damit die Debatte um den Sexismus in Hollywood neu, die bereits im vergangenen Jahr aufgeflammt war. Superstars wie Cate Blanchett hatten die Benachteiligung von Frauen in der Filmindustrie beklagt. Zuletzt erschrak das Business über das wesensveränderte Gesicht von Renée Zellweger und fragte, welche Mechanismen Frauen zu derartigen Eingriffen treiben. Spott kam deshalb nun von Jessica Chastain. Crowe gehe wohl nicht besonders oft ins Kino, sagte die 37-Jährige. Die Benachteiligung sei doch augenfällig.

Die Zahlen geben Jessica Chastain recht

Die Zahlen geben ihr recht. 2014 zählte die UN-Frauenorganisation nach und befand: Nur ein Drittel aller Sprechrollen im Film sind international überhaupt mit Frauen besetzt, in amerikanisch-britischen Produktionen sogar nur knapp über ein Viertel. Auch für die Art der Rollen ist der Befund deprimierend. Überspitzt könnte man sagen: Wenn sie auftreten, sind sie nackt. Oder halbnackt. Jedenfalls meist jung, schön und ohne Beruf. So abseitig und fantastisch manche Hollywood-Filme sein mögen, sie spiegeln eben doch die Realität, oder besser: eine Über-Realität, eine ins Überdeutliche verzerrte Welt.

Zur Seite sprang Crowe in dieser Woche Meryl Streep, die sich selbst als Feministin bezeichnet. „Man sollte aus der Situation heraus spielen, in der man ist“, sagte sie, und: Er habe ja auch über sich selbst gesprochen. „Ich kann ja auch nicht für immer der Gladiator sein“, hatte Crowe gesagt.

Russell Crowe wird eine Mittdreißigerin an die Seite gestellt, Meryl Streep spielt eine alte Hexe

Zurzeit gibt er in „The Water Diviner“ einen Farmer, der nach dem Ersten Weltkrieg in die Türkei reist, um seine vermissten Söhne zu finden. Ein Gladiator ist er da tatsächlich nicht, aber für einen sehr viel jüngeren „romantic interest“ reicht sein Sex-Appeal nach Hollywoods Regeln offenbar noch. Der wird gespielt vom Model Olga Kurylenko (Jahrgang 1979). Und Meryl Streeps jüngste Rolle? Sie gibt in „Into the Woods“ eine alte Hexe.

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