Meinung: „Ich bin fit wie ein Turnschuh“
Von Muhammad Ali, dem Größten aller Zeiten, sind viele Bonmots überliefert. Eines geht so: „Jürgen Blin, der fällt hin“, radebrechte Ali einst durchaus mit Sinn fürs deutsche Reimvermögen.
Von Muhammad Ali, dem Größten aller Zeiten, sind viele Bonmots überliefert. Eines geht so: „Jürgen Blin, der fällt hin“, radebrechte Ali einst durchaus mit Sinn fürs deutsche Reimvermögen. Und so kam es dann auch. Jürgen Blin fiel in der siebten Runde hin, er hatte aber bis dahin sehr beherzt gekämpft gegen Ali, der kurz zuvor seine erste Niederlage gegen Joe Frazier hatte hinnehmen müssen und sich im Aufbaustadium befand. 1971 war das, in Zürich, und weil jetzt wieder ein Boxkampf in der Schweiz stattfand, den die ARD übertrug, sah sich Moderator Waldemar „Waldi“ Hartmann veranlasst, an eben diesen Kampf Jürgen Blins zu erinnern. Dummerweise erinnerte sich Hartmann mit diesen Worten: „… den vor kurzem verstorbenen deutschen Schwergewichtsboxer Jürgen Blin“. Das war stark übertrieben. Jürgen Blin lebt.
Gesund ist er, munter ist er, 63-jährig, und er ist Wirt. In seiner Gaststätte unter dem Hamburger Hauptbahnhof gibt es Imbiss und – das ist nun wirklich erstaunlich, dass Waldemar „Waldi“ davon keine Kenntnis hat – Bier.
An sich ist das ja eine lustige Geschichte, auch weil Totgesagte ja bekanntlich länger leben. Es gibt nur einen gar nicht so lustigen Hintergrund, möglicherweise ist Jürgen Blin deshalb verärgert. Tatsächlich tot ist nämlich Knut, Jürgens Sohn, einst Profiboxer wie der Vater. 1990 gewann er die Internationale Deutsche Meisterschaft, trat dann einer freien Christengemeinschaft bei und stürzte sich 2004 – die genaueren Umstände werden die Eltern kennen, die Öffentlichkeit braucht sie nicht zu wissen – aus dem zwölften Stock einer psychiatrischen Klinik am Bodensee in den Tod.
Eine ärgerliche, peinliche und möglicherweise auch schmerzhafte Verwechslung, die sich aber dennoch leicht aus der Welt räumen lassen müsste. Wäre da nicht Jürgen Blins Forderung. Der einstige Europameister verlangt nämlich eine Richtigstellung in der „Tagesschau“.
Damit überschätzt er die eigene Popularität und Bedeutung möglicherweise geringfügig. Vorerst haben sich Hartmann und sein leitender Redakteur Steffen Lunkenheimer wortreich und mehrfach entschuldigt. Beide boten gar ihren Rücktritt an, aber die will keiner, die Rücktritte. Stattdessen darf Blin beim nächsten Kampf ins Studio zum Versöhnungsgespräch. Und dann, Waldemar Hartmann, ab unter den Hamburger Hauptbahnhof, Umsatz machen bei Jürgen Blin.
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