Meinung: „Ich bin eine katholische Großmutter“
Sie steht inmitten des Jubels, als könne sie es gar nicht fassen. Als trenne diese Frau eine unsichtbare Mauer von der tobenden Menge im Washingtoner Hauptquartier der Demokraten.
Sie steht inmitten des Jubels, als könne sie es gar nicht fassen. Als trenne diese Frau eine unsichtbare Mauer von der tobenden Menge im Washingtoner Hauptquartier der Demokraten. Gerade ist sie auf die Bühne gebeten worden mit den Worten: „Der Wind des Wandels fegt durch Amerika, heute Nacht schreiben wir Geschichte“ – Nancy Pelosi, die erste „Madame Speaker“, die erste Präsidentin des Abgeordnetenhauses in der Geschichte der USA.
Doch sie macht aus dem Moment keinen glamourösen Auftritt. Die am besten sichtbare Folge des Wechselwindes: Der Scheitel ist verwuschelt. In ihrer kurzen Rede bedient sie weder Triumph- noch Rachegefühl gegen die Republikaner. „Der trennende Wahlkampf ist vorbei. Lasst uns gemeinsam Lösungen finden. Die Demokraten sind bereit, das Land zu führen.“
Die 66-Jährige vertritt einen der linkesten Wahlkreise der USA. Der Großteil San Franciscos gehört dazu, die Schwulenszene, die Hippiebars. Daraus wird sich ein Problem ergeben: Madame Speaker wird ihre Basis enttäuschen. Sie hat sich längst festgelegt – sie werde die Mehrheitsmacht der Demokraten nicht dazu nutzen, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bush einzuleiten. Und sie wird auch das Budgetrecht nicht einsetzen, um alle Mittel für den Irak zu streichen und so einen raschen Abzug zu erzwingen. „Bipartisanship“ verspricht sie, Überparteilichkeit.
Pelosi hat fünf Kinder großgezogen, ehe sie mit 48 Jahren in die Politik einstieg. „Ich bin eine italienisch-amerikanisch-katholische Großmutter“, sagt sie über sich, „wertkonservativ.“ Aber sie tritt für Abtreibungsfreiheit, Sozial- und Bildungsrechte ein.
Ihr Einfluss in der Partei beruht auf einer Mischung aus Sparkassenprinzip und Disziplin. Pelosi hat über Jahre politisches Kapital gesammelt, indem sie anderen Demokraten half. Über 50 Millionen Dollar Spenden hat sie allein in diesem Jahr eingeworben und an Parteifreunde in umkämpften Wahlkreisen verteilt. Und mehr als 100 Millionen, seit sie 2002 Fraktionschefin wurde. Sie hat ihre Partei auf Linie gegen alle Regierungsprojekte gebracht und , ihr größter Triumph, Bushs Reform der Social Security verhindert.
Das Sparkassenprinzip hat sie als Kind gelernt, in „Little Italy“ in Baltimore. Pelosis Vater war Bürgermeister, und er ließ die Tochter Buch führen darüber, wem er welche Gefälligkeiten erwiesen hatte. Diese Menschen setzte er dann im Wahlkampf als freiwillige Helfer ein.
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