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Sawsan Chebli.
© Thilo Rückeis

Sawsan Chebli - neue Steinmeier Sprecherin: „Ich bete, ich faste, ich trinke keinen Alkohol“

Die Berlinerin Sawsan Chebli ist die neue stellvertretende Sprecherin von Außenminister Steinmeier. Die strenggläubige Muslima mit palästinensischen Wurzeln hat eine bemerkenswerte Karriere gemacht.

Die deutsche Diplomatie bekommt ein neues Gesicht: Am Montag hat eine strenggläubige Muslima mit palästinensischen Wurzeln ihren ersten Arbeitstag als stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Die Berlinerin Sawsan Chebli, die zuletzt Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten beim Innensenator war, nimmt eine weitere Stufe in ihrer bemerkenswerten Karriere. Ihr Wechsel in das Ministerium, das Deutschland in der Welt vertritt, ist auch ein Signal: Migranten und Muslime sind ein Teil dieser Gesellschaft.

Cheblis Eltern kamen als Flüchtlinge 1970 nach Berlin. In Moabit wuchs sie mit zwölf Geschwistern auf, war bis zum Alter von zwölf Jahren staatenlos. Ihr Vater ist noch immer Analphabet, ihre Mutter spricht nur Arabisch. Trotzdem machte Chebli als einziges Kind Abitur, studierte Politikwissenschaft. „Politik hat das Schicksal meiner Eltern bestimmt“, sagt sie, weshalb sich ihr die Aufgabe stelle: „Wie kann ich dazu beitragen, dass Politik verändert wird?“

Obwohl die 35-Jährige kein Kopftuch trägt, ist sie streng gläubig. „Ich bete, ich faste, ich esse kein Schweinefleisch und trinke keinen Alkohol“, hat sie immer wieder erklärt, wobei sie nicht im Büro, sondern erst abends betet. Einer ihrer Brüder ist Imam in Schweden. Sich integrieren, ohne die eigenen Wurzeln aufzugeben, das wünscht sie sich als Normalität für Migranten.

Bei der Amtsübergabe der Staatssekretäre von Emily Haber und Harald Braun an Markus Ederer und Stephan Steinlein am Donnerstag im Auswärtigen Amt waren sich die scheidenden und neuen Top- Beamten einig, dass der diplomatische Dienst wieder ein Spiegelbild der Gesellschaft werden müsse, risikobereiter, bunter und durchlässiger sein soll. In genau diesem Sinne hat Minister Frank-Walter Steinmeier nun mit der Berufung der selbstbewussten Migrantin ein Zeichen gesetzt.

Allerdings auch eines mit Risiken: Ohne viele Jahre Praxis im diplomatischen Dienst fehlerfrei die schwierigen Dossiers der Außenpolitik zu erklären, dürfte auch für Newcomer mit Vorbildung eine Herausforderung sein. Jahrzehntelang war es heilige Praxis, dass die AA-Sprecher nur aus dem Haus kommen. Und auf Besetzung wichtiger Posten mit externen Minister-Vertrauten hat der Dienst oft unwillig reagiert. Cheblis Erfolg dürfte deshalb auch davon abhängen, ob die Diplomaten schon zu jener Offenheit bereit sind, die ihnen die neue Spitze des Hauses künftig abverlangt.

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