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Schwieriger Besuch: Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt bei ihrer Ankunft Flughafen Ben Gurion in Israel.
© dpa

Gauck in Israel: Grass lässt grüßen

Bundespräsident Joachim Gauck hat seinen Besuch in Israel als "Herzensanliegen" beschrieben. Den Beweis dafür muss er allerdings noch erbringen. Immerhin befindet sich das Gastgeberland im seelischen Ausnahmezustand.

Nun ist er in Israel, Joachim Gauck, der Bundespräsident. Und hat er seinen Besuch – in Israel kurzerhand vom Antritts- zum Staatsbesuch aufgewertet – auch als „Herzensanliegen“ beschrieben, den Nachweis, dass es so ist, muss er erst erbringen. Wer wie Gauck Nationalsozialismus und Stalinismus als ähnlich verbrecherische Regime bezeichnet, der tut gut daran, den Israelis zu erklären, dass es da für ihn keine Gleichheit im Unrecht gibt, und eine Relativierung auch nie. Grass lässt grüßen.

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Zur Komplexität trägt der (inzwischen bei deutschen Politikern übliche) demonstrative Versuch der Ausgewogenheit bei, indem unbedingt noch die Palästinensergebiete aufgesucht werden sollen. Vielleicht hätte der Bundespräsident diesen Besuch auf die nächste Gelegenheit verschieben können. Immerhin befindet sich Israel im seelischen Ausnahmezustand. Es hat jetzt eine so große Regierungskoalition geschaffen, dass das Land für beides gerüstet ist, für Frieden und Krieg.

Zumal es bedroht wird wie kein anderes, darunter ausgesprochen von der Hamas, und ein feindlich gesonnener Staat nun auch noch ein zweites Atomkraftwerk bauen will: der Iran. Allen Gesprächen wie zum Trotz. Damit naht der überlebensgefährliche Tag, an dem die Beteiligten ans Ende der Redespirale kommen. In diese Generallage hinein reist der Bundespräsident. Das Herz muss ihm sagen, auf was und wen er sich am besten konzentriert.

Stephan-Andreas Casdorff

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