Literaturtipp: Gespaltene Schädel, bedingungslose Liebe
Die Mangazeichnerin Inga Steinmetz empfiehlt den düsteren Fantasy-Manga "Berserk"
Die Welt, durch die die Hauptfigur Guts streift, ist düster. Öde Landstriche, kalte Steinfestungen und Burgen, allgegenwärtiger Verfall. Doch nicht nur die Welt an sich ist unwirtlich; in den Schatten lauern abscheuliche Kreaturen: Dämonen, Gespenster, Ungeheuer. Guts, ein muskelbepackter Söldner mit riesigem Schwert und anfangs unbekannter Vergangenheit scheint diese Wesen anzuziehen, und mit dem Einbruch der Nacht stürzen sie sich auf ihn.
Um "Berserk" visuell zu erklären, bietet sich der Vergleich mit einem Kupferstich au dem Mittelalter an: Harte Schwarz-Weiß-Kontraste, viele Schraffuren und eine eher eckige Linienführung. Erstaunlich ist auch der hohe Detailgrad; Guts Waffen und Rüstungen, die mittelalterliche Mode, selbst die Hintergründe sind bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Nicht selten wird man mit wahren Schlachtengemälden verwöhnt, doppelseitige Darstellungen der Kriege, die Guts Welt regelmässig erschüttern.
Die Absichten der Charaktere sind so schwarz wie die Nacht
Hier liegt allerdings auch der Grund dafür, dass "Berserk" nicht für jeden Leser geeignet ist. Miura beschönigt nichts, sucht geradezu nach den Abgründen und Schmerzgrenzen und der Leser wird unaufhaltsam mitgerissen. Es werden Schädel gespalten und Körper zerrissen und selbst die Absichten der menschlichen Charaktere sind oft schwarz wie die Nacht. Der Manga ist also eher "Dark Fantasy" als ein heroisches Märchen, und die alptraumhaften Dämonen sorgen zusätzlich für einen gehörigen Schuss Horror.
Selbstverständlich würde der Manga nicht so gut funktionieren, beschränkte sich der japanische Zeichner Kentaro Miura nur auf das Schlechte, Böse. Im Laufe der Geschichte, die mittlerweile bei 32 Bänden angelangt ist, gibt es immer wieder witzige Auszeiten, Beispiele für wahre Freundschaft und bedingungslose Liebe. Berserk ist also in beide Richtungen krass, kompromisslos und deshalb auch so mitreißend und ehrlich.
Unglaubliche Plotwendungen, aufwühlende Ereignisse
Um in Berserk hineinzulesen, empfiehlt sich vorerst der Kauf der ersten drei Bände, die Guts als Charakter und seine Welt einführen. Diese ersten Bände beschränken sich noch sehr auf das einfache Darstellen der düsteren Welt. Aber das beklemmende Gefühl, dass sich durch die gesamte Serie zieht, wird hier bereits deutlich. Die wahre Stärke des Mangas entfaltet sich allerdings erst danach, da in einem sehr langen Rückblick Guts' Werdegang genauer beleuchtet wird. Besonders hier beweist Miura sein Schreibtalent in vielen großartigen Charakteren, unglaublichen Plotwendungen und aufwühlenden Ereignissen.
Hat man als zartbesaiteter Leser den Mut, sich durch Guts' Alptraum zu kämpfen, wird man mit einer epischen Geschichte belohnt, wie sie im Dark-Fantasy-Bereich nur selten zu finden ist.
"Berserk" von Kentaro Miura erscheint auf Deutsch im Panini-Verlag.
Die Mangazeichnerin Inga Steinmetz lebt in Berlin. Ihre Website:
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