Meinung: Flucht vor dem Klima
Der Umweltminister von Tuvalu hat einen Traum. Kein schöner Traum.
Der Umweltminister von Tuvalu hat einen Traum. Kein schöner Traum. Darin sieht er einen jungen Mann in ein Kanu steigen. Er ist der letzte seines Volkes, und er ist der letzte, der die neun Inseln im Pazifik verlässt. Mit dieser Geschichte wollte er die Industriestaaten vor einem Jahr beim Klimagipfel in Den Haag zu mehr Eile mahnen. Nun ist die Inselgruppe, auf der noch 11 000 Menschen leben, das erste Opfer der Klimakatastrophe. Deshalb hat die Regierung von Tuvalu den großen Nachbarn Neuseeland um Hilfe gebeten. Der viertkleinste Staat der Welt muss bald evakuiert werden. Aber Neuseeland will die ersten Klimaflüchtlinge nicht aufnehmen. Der Alptraum des Ministers wird wahr, noch bevor das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz auch nur ratifiziert ist. Tuvalu wird immer öfter überschwemmt. Trinkwasser zu gewinnen, wird schwieriger, denn mit dem steigenden Meeresspiegel versalzen auch die Brunnen. Dass Dämme sie davor bewahren könnten, im Ozean zu versinken, haben die Inselbewohner ohnehin nicht geglaubt. Tuvalu ist nur der Anfang. Wenn "Anpassung an den Klimawandel" bedeutet, dass ganze Staaten aufgegeben werden müssen, fällt es nicht schwer, sich auszumalen, welche diplomatischen Aufgaben auf die Welt noch zukommen. Und sie ist darauf nicht vorbereitet.
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