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Facebook will wieder zurück zu seinen Wurzeln.
© Armin Weigel/ picture alliance / dpa

Soziale Netzwerke: Facebook, lieber persönlich!

Mark Zuckerberg will das Persönliche wieder in den Fokus seiner Plattform rücken. In Zeiten, in denen das Netz voll von Hass und Hetze ist, kann dieser Paradigmenwechsel gut tun. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ann-Kathrin Hipp

Facebook will menschlicher werden: mehr Beiträge von Freunden und Familie, weniger Posts von Unternehmen, Medien oder Parteien. Gründer und Chef Mark Zuckerberg hat angekündigt, die Spielregeln für die Nachrichtenströme auf der Plattform zu reformieren. Statt sich darauf zu konzentrieren, Nutzern beim Finden relevanter Inhalte zu helfen, sollen wieder „bedeutsamere soziale Beziehungen“ in den Fokus rücken.

Dass sich die Plattform im Wandel der Zeit genau von diesen Wurzeln abgewandt hat, war jahrelang Teil der hausinternen Strategie. Zuckerberg selbst forcierte die Veränderung, wollte Facebook zur „besten personalisierten Nachrichtenseite“ der Welt machen und „bedeutungsvolle Konversationen“ voranbringen. Er buhlte um Marken, Medien und Influencer, die seine Offerte dankend annahmen, weil Facebook ihnen mithilfe seines Datenschatzes und nutzeroptimierter Algorithmen zusätzliches Publikum bescherte. Keiner, so schien es, sollte die Plattform je mehr verlassen müssen, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Dass inzwischen mehr Menschen Nachrichten über Facebook und Co. als über Zeitungen konsumieren, bestätigte im vergangen Jahr der Digital News Report von Reuters.

Der Algorithmus ist weder schlau noch gut

Zuckerberg selbst wurde dabei nicht müde die weltverbessernde Rolle seiner Plattform zu betonen. „Unsere Mission ist es, die Welt offener und vernetzter zu machen“, wiederholte er gebetsmühlenartig, während Facebook über Jahre bestimmte, welche Inhalte seine zwei Milliarden Nutzer konsumieren. Vergessen hat er jedoch, dass der Algorithmus, der ebendiese für die Nutzer auswählt, weder schlau noch gut ist, weil er nicht zwischen Fake-News-Schleudern und seriösem Journalismus unterscheiden kann und sich an der Anzahl der Kommentare und Reaktionen auf ein Posting orientiert. Erfunden hat Facebook die Fake News nicht, aber die Plattform hat denen, die am lautesten brüllen, zu mehr Aufmerksamkeit verholfen und so politische Entscheidungen beeinflusst.

Zuckerberg hat ein Netzwerk geschaffen, das er kaum noch regulieren kann. Unübersichtlich und unbeherrschbar. Zu Recht hat die Organisation Media Matters ihn gerade zum „Misinformer of the Year“ ernannt. Und nicht zuletzt führte die Unfähigkeit seines Unternehmens zur Einführung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes in Deutschland. Ein Versuch der Politik, Hass und Hetze im Netz zu verhindern.

Der ursprüngliche Reiz von Facebook kehrt zurück

Die nun angekündigten Änderungen seien keine politische Reaktion, sagt Zuckerberg. Sie seien eine Kapitulation, kritisieren dagegen andere. In Wahrheit gehe es doch nur ums Geschäft, vermuten Dritte. So oder so: Indirekt gibt Facebook mit seinem Paradigmenwechsel zu, dass seine Strategie der vergangenen Jahre gescheitert ist.

Gelingt es der Plattform nun, in einer viel zu lauten und schnellen Welt einen Teil des Netzes wieder zu einem ruhigeren und persönlicheren Ort zu machen, täte das allen Beteiligten gut. Einem Ort, an dem man sehen kann, wie gut es Janna in Skandinavien geht, wie witzig die Party letzte Woche war und an dem sich Marcel und Philipp in der Ice-Bucket-Challenge duellieren . Das Persönliche, das den Reiz von Facebook ausgemacht hat, kehrt damit zurück. Politisch bleiben, kann man auch woanders.

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