Urheberrecht & Kino: Erleichtert das Downloaden!
Der Drehbuchautor und Regisseur Thomas Bohn fordert: Erleichtert das Downloaden! Was man liebt, dafür bezahlt man gern, sogar im Netz.
Die Probleme sind erkannt worden. Spät zwar, aber immerhin werden sie jetzt thematisiert. So merken nicht nur wir Kreative, welch gravierende Fehler von unserer Branche in der Vergangenheit gemacht wurden. Im Umgang mit unserem jungen Publikum. Den größten Fauxpas haben sich jene geleistet, die meinten, mit einer Kriminalisierungskampagne unter den Usern Angst und Schrecken verbreiten zu können. Sie sind nicht nur gescheitert, sondern haben mit ihrem Messerwetzen dazu beigetragen, dass es im Web zu einer „Jetzt erst recht“-Stimmung gekommen ist. Und sie haben diejenigen stark gemacht, die schon immer glaubten, dass unsere Branche in erster Linie profitgeil ist. Damit hat die Content-Industrie einen kapitalen Bock geschossen, der die Filmschaffenden viel Ansehen (und damit auch Geld) gekostet hat. Es wäre einmal interessant zu wissen, ob zumindest einige dieser Scharfmacher inzwischen von ihren Aufgaben entbunden worden sind.
Ich widerspreche entschieden denen, die behaupten, der Bedarf nach einer Gratiskultur im Internet würde wachsen. Was wächst, ist das Bedürfnis der Zuschauer, Filme sehen zu können, wann, wo und wie sie wollen. Wer es gewohnt ist, im Internet jederzeit auf alle Informationen und Produkte zurückgreifen zu können, die er sich wünscht und/oder bestellen möchte, kann nur schlecht nachvollziehen, warum er ein halbes Jahr warten muss, bis er einen gerade gestarteten Kinofilm legal im Internet oder auf DVD anschauen kann. Diese Gängelung empfindet er als von marktwirtschaftlichen Interessen gesteuert. Und das ärgert ihn. Für ihn ist es schwer zu begreifen, warum er nicht frei entscheiden kann, wann und wo er einen Film das erste Mal sieht. Heute im Kino, im Web, im Pay-TV oder auf DVD.
Wenn unsere Medienpolitiker und -manager dieses zentrale Problem endlich zuschauerfreundlich lösen würden, könnten sie den illegalen Download-Portalen den Boden unter den Füßen wegziehen. Stattdessen animieren sie uns Kreative, öffentlich über unser Schicksal zu jammern. Wir sollten dem widerstehen.
Für uns Kreative geht es darum, das verloren gegangene Vertrauen unserer jungen Zuschauer wieder zurückzugewinnen. Es ist doch lachhaft, wenn man die wie Pilze aus dem Boden schießenden Diskussionsrunden zwischen Parteienvertretern, Kreativen und Content-Industrie sieht. Der Einzige, der nicht mit am Tisch sitzt, ist der, um den es letztlich geht: der junge Verbraucher. Wie weit haben wir uns von denen entfernt, für die wir zu arbeiten meinen? Erst wenn wir Kreativen wieder von den Menschen akzeptiert werden, von denen wir Geld für unsere Arbeit verlangen, sollten wir anfangen, laut über unsere Bedürfnisse zu reden.
Das Gespräch ist in Gang gekommen. Die Chancen stehen gut, dass es zu einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiss führt. Denn auch unser Publikum liebt den Film. Und für das, was man liebt, ist man auch bereit, etwas zu bezahlen. Weil man es, im doppelten Sinn, erhalten möchte. Wenn den Zuschauern also die Möglichkeit geboten wird, einen Film zeitnah zu seinem Erscheinen und ohne viel Schnickschnack auf einer zentralen Plattform im Netz anzuschauen, dann werden sie für diesen Service auch gern bezahlen.
Das Motto muss lauten: Höflichkeit, Service, Kundenfreundlichkeit. Gemaule, haltlose Unterstellungen und Beschimpfungen führen ins Abseits. Im Theater gibt es eine schöne Angewohnheit: die Verbeugung der Kreativen vor dem Publikum. Eine Geste der Demut. Es wird Zeit, dass auch wir vom Film uns darauf besinnen.
Thomas Bohn lebt als Drehbuchautor und Regisseur in Diessen am Ammersee, er ist Mitglied der Piratenpartei. Er schrieb und realisierte „Tatorte“ und Fernsehspiele; sein Kinofilm „Reality – Xl“ erschien auf DVD. Den Protestbrief seiner „Tatort“-Kollegen kritisierte er als zu einseitig.
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