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SPD-Chef Sigmar Gabriel am Freitagabend bei einer Diskussionsrunde "Warum (nicht) zu Pegida gehen?" in Dresden.
© Erik Olsen/dpa

Sigmar Gabriel bei Pegida-Anhängern: Dresden gehört zu Deutschland

SPD-Parteichef und Vizekanzler Sigmar Gabriel hat gut daran getan, Pegida-Anhängern zuzuhören und mit ihnen zu diskutieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Matthias Meisner

Dresden gehört zu Deutschland, so wie der Islam. Das muss noch einmal betont werden, weil der Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, der Wirtschaftsminister und der Parteivorsitzende der SPD, weil also Sigmar Gabriel am Freitagabend in Pegida-Town war, der Hauptstadt nicht nur Sachsens, sondern auch der Anti-Islam-Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes".

Gabriel hat sich dort in eine Diskussionsrunde gesetzt, die von Frank Richter organisiert war, Chef der dortigen Landeszentrale für politische Bildung. Jener Richter also, der zu Recht gescholten wurde, weil er letzten Montag Pegida den Raum für eine Pressekonferenz überließ. Der aber andererseits seit Wochen dafür kämpft, die Einwohner seiner Stadt miteinander ins Gespräch zu bringen. Jene, die gegen die "Lügenpresse" demonstrieren und "Wir sind das Volk" grölen, mit denjenigen Bürgern, die besorgt sind, weil in Dresden Pegida immer stärker wird.

Der SPD-Parteichef hat an diesem Abend zunächst zwei Stunden lang zugehört. Danach ist er nicht gleich in seinen Dienstwagen gestiegen und davongerauscht. Sondern hat sich, die Jacke bereits an, auf eine Diskussion auch mit Pegida-Anhängern eingelassen. Anders übrigens als der stramm konservative sächsische Landtagspräsident Matthias Rösler von der CDU, der vor dem Ende von dort verschwand - womöglich, damit er nicht dabei ertappt wird, wenn er den Pegidisten nach dem Mund redet.

"Erstaunlich" findet das der Grünen-Politiker Volker Beck, und hält der SPD einen "demonstrativen Schlingerkurs" vor. Natürlich sind auch die Jusos nicht einverstanden. Und der Linken-Parteivorsitzende Bernd Riexinger fordert von der SPD, sie müsse ihre Haltung zu Pegida klären. Ja, mag sein. Frau Fahimi spricht ja ein wenig anders als ihr Boss. Aber auch die Linke hat ihre Haltung zu Pegida noch gar nicht geklärt. Und die CDU, deren sächsische Spitzenleute sogar für einen Dialog mit den Pegida-Anführern plädieren, sind jetzt mal zuerst dran. Die Union regiert in Sachsen seit 25 Jahren und hat eine Mitverantwortung dafür, dass Pegida in der Landeshauptstadt so groß werden konnte.

Es wäre ziemlich feige von Gabriel gewesen, nach der Runde bei der SLpB einfach abzuhauen. Es war gut, dass er da war. Er hat den Mitläufern von Pegida ganz schön contra gegeben. Und bei der Gelegenheit auch mit Vera Lengsfeld von der CDU gestritten, bei der die Pegida-Versteherei umgeschlagen ist in Pegida-Verherrlichung. Erst danach zog Gabriel los, um gemeinsam mit Frank Richter noch ein Bier zu trinken. Womöglich hat Sigmar Gabriel mit seinem Überraschungsauftritt in Dresden ein Stück weit ein Bild korrigiert, das viele Pegida-Demonstranten von "den Politikern" haben. In der wegen Pegida zerrissenen Stadt kann das eine Menge wert sein.

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