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Die Preise für Wohnimmobilien in Potsdam werden wohl weiter steigen. 
© Ottmar Winter

Kommentar | Debatte um "Potsdam-Bonus": Diskriminierend?

Profitieren Einheimische künftig bei der Wohnungssuche? So einfach ist es nicht. Denn bei dem Modell spielen auch der Beruf und weitere Kriterien eine Rolle. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henri Kramer

Auf den ersten Blick könnte man den neuen „Potsdam-Bonus“, der alteingesessene Mieter aus der Stadt bei einer Wohnungsvergabe bevorzugen soll, durchaus als Arbeitsbeschaffungsprogramm für Juristen abqualifizieren. Stichwort: Das gesetzlich geregelte Diskriminierungsverbot. 

Doch Vorsicht: Es geht bei dem Modell eben nicht nur um Potsdamer Lebenszeit, sondern auch um den Beruf, das ehrenamtliche Engagement, ferner die generelle Bedürftigkeit – es gibt also nicht nur ein Kriterium. Insofern handelt es sich auch um einen typisch sozialdemokratischen Ansatz, die Ungerechtigkeiten des Lebens mit Regeln ausgleichen zu wollen, hier einem Punktesystem. 

Ähnliches macht die Stadtverwaltung schon, wenn man etwa an die Konzeptvergaben von Grundstücken in der Mitte denkt – nur geht es jetzt eben um Einzelpersonen, die eine Wohnung mieten wollen. Jedenfalls ist der Ansatz überlegenswert, auch weil bisher schlüssige Antworten auf die steigenden Miet- und Immobilienpreise in der Stadt fehlen. 

Zudem wird das neue Modell zunächst nur überschaubar helfen können, weil die Zahl der Wohnungen doch arg begrenzt ist. Daher wird sich, sollte das Vorhaben vor Gericht Bestand haben, dann die nächste Frage stellen: Warum hat man das nicht viel früher praktiziert, zum Beispiel im schnell gewachsenen Bornstedter Feld?

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