Steinbrück und der Peerblog: Digitale Schmierseife für den Kandidaten
Das Aus des Peerblog ist die nächste Pleite für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Technisch hätte er sicher weiterlaufen können, aber kaum politisch. Der Vorfall zeigt, was Steinbrück fehlt: die richtige Ansprache und der Instinkt.
Ein bisschen mehr digitalen Glamour kann Peer Steinbrück eigentlich gebrauchen. Schon die Wahl seines Online-Beraters ging in die Hose. Roman Maria Koidl war früher für jene Hedgefonds aktiv, die Steinbrück eigentlich bekämpfen will. Entweder hat der Kanzlerkandidat nicht nachgefragt oder es war ihm egal. Beides wäre schlimm.
Dann startete der „Peerblog“. Auch der muss für Steinbrück und sein Team auf den ersten Blick prima gewesen sein. Ein Blog, der für den Kandidaten wirbt – ohne dass er selbst Arbeit damit hat. Doch dann schrieben Journalisten, anonyme Unternehmer würden das Projekt mit einer sechsstelligen Summe unterstützen und Steinbrücks Team reagierte darauf mit Achselzucken.
Diese Kombination aus Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit wirkte wie Schmierseife auf Parkett: Sie verursachte extreme Rutschgefahr. Nachdem das Blog auch noch Ziel von Hackerangriffen wurde, zogen die Macher gestern die Notbremse und beendeten das Projekt.
In der SPD-Führung werden sie aufatmen. Denn schon wieder bestimmte eine missliche Debatte um den Kandidaten und das Geld die Schlagzeilen. Ob es wirklich die DDoS-Attacken waren, die die Verantwortlichen zum Abschaltend es Blogs bewegt haben? Zumindest Zweifel sind angebracht. Nachdem es so viel Kritik an den unbekannten Finanziers der Seite gegeben hatte, dürfte den Machern die Attacken gerade recht gekommen sein. Technisch wäre es kein Problem gewesen, den Blog weiter zu betreiben - politisch aber möglicherweise schon.
Die erneute Pleite zeigt zweierlei: Steinbrück fehlt noch immer der Zugang zur Netzwelt. Weder er noch seine Mannschaft haben bisher einen Weg für eine angemessene Kommunikation gefunden. Mag sein, dass er im Netz nicht viel zu gewinnen hat - dafür ist es wohl schon zu spät. Aber er kann noch immer eine Menge dort verlieren. Und: Die Debatte um seine Nebeneinkünfte hat bei ihm keineswegs zu mehr Sensibilität geführt. Nur eines hat er gelernt – sich zu entschuldigen. Vielleicht ist es bald wieder so weit.