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Ted Cruz mit Ehefrau Heidi und Töchtern nach dem Wahlsieg in Wisconsin
© REUTERS/Jim Young

"Frontrunner" verlieren US-Vorwahl in Wisconsin deutlich: Die Zweifel an Trump und Clinton wachsen

Ein gespaltener Parteitag wird für die Republikaner immer wahrscheinlicher. Bei den Demokraten setzt Sanders seine Siegesserie fort. Eine Analyse.

Donald Trump hat jetzt drei Mal hintereinander verloren. Und jedes Mal hoch. Für Hillary Clinton bedeutet die Vorwahlschlappe in Wisconsin sogar bereits die sechste Niederlage in Folge. Beide trösten sich mit dem Blick nach vorn: In zwei Wochen, bei der Vorwahl in New York, ihrem jeweiligen Heimatstaat, wird es ihnen besser gehen.

So weit die Gemeinsamkeiten. Politisch-strategisch ist die Lage für die beiden "Frontrunner" jedoch höchst unterschiedlich. Clinton kann die Niederlagenserie wegstecken und nach vorn schauen. Auch wenn Bernie Sanders und seine Anhänger sich jetzt heiser jubeln: Die Nominierung ist ihr kaum mehr zu nehmen.

Und je fataler sich die Dynamik bei den Republikanern entwickelt, umso freundlicher werden die Aussichten der Demokraten bei der Hauptwahl im Herbst, das Weiße Haus zu verteidigen und nach zwei Amtszeiten eines demokratischen Präsidenten, Barack Obama, zum dritten Mal in direkter Folge den Präsidenten zu stellen. Das haben sie seit Jahrzehnten nicht geschafft. Es wäre gleich eine doppelte Premiere. Denn ihr dritter Sieg in Folge brächte erstmals eine Frau als Präsidentin ins Weiße Haus.

Parteiführung gegen Trump - mit Erfolg

Donald Trumps Chancen, sein Immobilien-Imperium um die Adresse 1600 Pennsylvania Ave NW, Washington D.C., zu bereichern, werden immer dünner. Die Wählerschaft der Partei strebt in unterschiedliche Richtungen. Lange hat die Führung sich mit einer klaren Positionierung zurückgehalten.

In Wisconsin haben Spitzenleute erstmals offen Wahlkampf für Ted Cruz als Alternative zu Trump geführt: "Speaker" Paul Ryan, der Präsident des Repräsentantenhauses, und Reince Priebus, der Chairman of the Republican National Committee, was in etwa dem Generalsekretär einer deutschen Partei entspricht. (Einen Parteivorsitzenden im deutschen Sinn gibt es in den USA nicht.) Unterstützt wurden sie von Scott Walker, dem Gouverneur von Wisconsin. Im Februar und März lagen Cruz und Trump in den Umfragen ungefähr gleichauf. Nun schlug Cruz Trump mit rund 13 Prozentpunkten Vorsprung. Das ist mehr als deutlich.

Die Intervention der Parteioberen hat nach erstem Anschein keine Trump-Anhänger davon abgehalten, ihm die Stimmen zu geben. Sein Anteil blieb bei 35 Prozent gedeckelt, ein gutes Drittel der republikanischen Vorwähler. Cruz erhielt aber erkennbar Zulauf und kam in die Nähe der absoluten Mehrheit. Wisconsin ist freilich ein Staat, in dem die Republikaner überwiegend moderate Konservative sind. Cruz ist nicht ihr Traumkandidat, dafür steht er ideologisch zu weit rechts. Viele, die dort für ihn stimmten, taten das in erster Linie, um Trump zu verhindern.

John Kasich, dessen moderates Auftreten besser zum Geist der freundlichen "Cheeseheads", der Käsefresser in "Americas Dairyland", dem Milchstaat Wisconsin, gepasst hätte, wurde als chancenlos angesehen. Eine Stimme für ihn galt als verloren. Er erreichte 14 Prozent. Cruz nimmt den Großteil der Delegierten aus Wisconsin mit.

Beide Verlierer setzen auf New York

Diese Dynamik wird sich nicht in den verbleibenden Vorwahlen nicht einfach so wiederholen, schon gar nicht in New York am 19. April. Aber die "Conntested Convention" - ein Nominierungsparteitag, bei dem kein Bewerber die absolute Mehrheit der Delegierten hinter sich hat - ist nun keine theoretisch mögliche Option mehr. Sie wird wahrscheinlicher.

Das stellt die Republikanische Partei und ihre Anhänger vor eine schwere Wahl. "A house divided against itself can not stand", diese gern zitierte Warnung des großen Republikaners Abraham Lincoln aus der Zeit, als die Republikaner noch die progressive Kraft des Landes waren und das Ende der Sklaverei herbeiführten, hat weiter Gültigkeit. Wie soll eine gespaltene Partei die Hauptwahl am 8. November gewinnen?

Die Republikaner haben die Wahl, wie sie verlieren

Der Parteitag wird wohl eher entscheiden, auf welche Weise die Konservativen verlieren. Entweder mit einem Kandidaten Trump, den ein Großteil der Gouverneure, Senatoren, Abgeordneten und weiteren Amtsträger für eine Verirrung hält. Oder indem die Partei Trump, sofern dem die absolute Mehrheit der Delegierten im Juli fehlt, die Nominierung verweigert und einen anderen Bewerber aufstellt. Damit stößt sie Trumps Anhänger vor den Kopf stößt und nimmt ihnen die Lust, zur Wahl zu gehen.

Nominierungsparteitage in den USA werden normalerweise wie politische Familienfeste organisiert. Nach einem mitunter spaltend harten Rennen um die Präsidentschaftskandidatur sollen sie die Fraktionen der Bewerber, die eben noch gegeneinander gekämpft haben, versöhnen und der Partei gemeinsamen Siegeswillen für die Hauptwahl im Herbst einflößen. Den Demokraten dürfte das im Juli in Philadelphia, Pennsylvania, gelingen. Woher dieser Zauber bei den Republikanern in Cleveland, Ohio, kommen soll, ist derzeit nicht zu erkennen.

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