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Die Geschwister Hans und Sophie Scholl.
© dpa

Vor 70 Jahren: Der Tag der Geschwister Scholl

2013 ist das Jahr der Gedenktage - achtzig Jahre Reichstagsbrand zum Beispiel. Statt zu diesem Anlass alles über „Vegetarisches Kochen mit Adolf Hitler“ zu erfahren, will unser Kolumnist lieber an einen anderen Gedenktag erinnern.

Es geht ja nun weiter mit den Gedenktagen in diesem an Gedenktagen so reichen 2013, dem achtzigsten Jahr, nachdem das Grauen begann. Nächste Woche Mittwoch ist der 27. Februar, das ist der Tag, an dem vor achtzig Jahren der Reichstag brannte. Einen Monat darauf, am 23. März, werden wir uns des Ermächtigungsgesetzes erinnern, mit dem die nationalsozialistische Diktatur den Rechtsstaat vernichtete. Das sind nur zwei Beispiele. Und es gibt noch jede Menge mehr zu dokumentieren aus der Zeit. Zum Beispiel ist am Freitag auf N24 der „D-Day“ dokumentiert: „Die Geheimwaffen der Alliierten.“ Am selben Tag im Programm: „Japans geheime Flotte. Die größten U-Boote des Zweiten Weltkrieges.“ Wer sich für „Die geheimen Waffenpläne der Nazis“ interessiert, muss allerdings noch bis Samstag warten. Ach, es lässt sich doch so schön schwelgen im Historischen, und lange sind noch nicht alle denkbaren Themen aufgearbeitet von Guido Knopp. Oder seinen Nachfolgern, nun, da Knopp Anfang des Monats in Rente ging. Will man nicht auch einmal etwas erfahren zum Thema „Vegetarisches Kochen mit Adolf Hitler“?

Und es wird sich doch auch irgendein Schäferhund-Verein auftreiben lassen, der sich in diesen Tagen vor 80 Jahren auf „Blondie“ einschwor und ihm und all den anderen Tölen tausendjährige Treue und mehr versprach.

80 Jahre sind, nur von der glatten Zahl, ein satter, runder Geburtstag. 70 Jahre aber auch. Das geht erstaunlicherweise unter. Heute genau vor siebzig Jahren, am 22. Februar, wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst, Mitglieder der „Weißen Rose“, einer überwiegend studentischen Widerstandsgruppe, vom Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Mit der Guillotine enthauptet.

Aber was sind schon 70 Jahre gegenüber 80 Jahren. Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst waren vier Tage zuvor von Jakob Schmid, dem Hausmeister der Münchner Universität, beim Auslegen von Flugblättern beobachtet und bei der Gestapo denunziert worden. Schmid, SA-Mann seit 1933, bekam eine Belohnung von 3000 Reichsmark. Immerhin sind in Deutschland viele Plätze und Straßen nach den Geschwistern Scholl benannt. Auch gibt es zahlreiche Schulen ihres Namens. Christoph Probst hat nur zwei Schulen. Heute genau vor siebzig Jahren, am 22. Februar, wurden die drei von den Nazis ermordet.

Helmut Schümann

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