Meinung: „Der Staat kennt mich nur als Steuerzahler“
Olfert Landt stürzt sich auf alles, was Gene hat. Soja, Sars, Vogelgrippe oder Alkhurma, ein exotisches Virus, das es nur in Saudi-Arabien gibt.
Olfert Landt stürzt sich auf alles, was Gene hat. Soja, Sars, Vogelgrippe oder Alkhurma, ein exotisches Virus, das es nur in Saudi-Arabien gibt. Landt nimmt es auseinander – und weiß innerhalb kürzester Zeit, womit man es diesmal zu tun hat. Ob der Erreger etwa ein Killer vom Kaliber H5N1 ist oder ein harmloses Erkältungsvirus.
Jetzt bringt der Genjäger zusammen mit der Firma Roche einen Schnelltest für das Vogelgrippevirus H5N1 auf den Markt. Während herkömmliche Tests die Eiweißstrukturen des Virus untersuchen, sozusagen dessen Fußspuren, dringt Landts Schnelltest bis ins Innere des Erregers vor: zur DNS. Der Vorteil liegt in der Geschwindigkeit. Fortan wird man nicht mehr Tage, sondern nur noch wenige Stunden brauchen, um den gefährlichen Keim zu identifizieren.
Wieder einmal Landt. Schon bei der Lungenkrankheit Sars war er an der Entwicklung eines Schnelltests beteiligt. Nun hat Olfert Landt mit seiner Berliner Biotechfirma Tib-Molbiol einmal mehr die Konkurrenz abgehängt: Schon seit Anfang 2004 ist eine erste Version des Tests in Thailand im Einsatz.
Als er 23 war fing es an, im Institut für Kristallographie der Freien Universität Berlin. Landt, damals noch Doktorand, stellte in seiner Freizeit, meistens nachts, Genschnipsel her – für Forscher, die damit zum Beispiel die Funktion einer Erbanlage untersuchen können.
Die Aufträge stapelten sich, „es nahm überhand“, und zusammen mit einem Kommilitonen beschloss Landt, einen eigenen DNS- Synthesizer zu kaufen. Kostenpunkt: 35000 Mark. Da sie kein Geld hatten, ließ sich der Händler auf einen Deal ein: Landt und sein Mitdoktorand durften die Maschine drei Monate später zahlen. 15000 Mark schafften sie innerhalb der Zeit mit ihrer nächtlichen Detektivarbeit, den Rest liehen die Eltern. 1990 war das, lange vor dem Biotech-Boom. Mittlerweile zählt die Firma rund 50 Mitarbeiter, die meisten davon sitzen im Mutterhaus in Schöneberg, andere in Italien, den USA, Polen und demnächst auch in Spanien.
Viele Biotech-Firmen leben von staatlichen Fördergeldern – etwas, das Landt ablehnt. „Ich bin Fördergegner“, sagt er. „Der Staat kennt mich nur als Steuerzahler.“ Oft verlässt Landt das Labor nachts „um eins, zwei“, und bis heute kommt es vor, dass er die Nacht durcharbeiten muss. In diesen Zeiten zum Beispiel. Schließlich schlafen die Viren ja auch nicht.
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