Tiananmen: Der himmlische Frieden von Leipzig
Deutschland tut gut daran, sich der Toten und Verletzten vom Platz des Himmlischen Friedens zu erinnern. Denn sie haben den friedlichen Weg zur deutschen Einheit befördert.
Auch 20 Jahre danach ist nicht geklärt, wie viele Menschen in den Morgenstunden des 4. Juni 1989 in den Nebenstraßen des Tiananmen-Platzes in Peking gestorben waren. Die chinesische Regierung spricht von 241 Toten, richtiger aber dürfte jene Zahl sein, die das Chinesische Rote Kreuz in den Tagen danach bekannt gegeben hat und später wohl auf politischen Druck hin zurücknehmen musste: 2600 Tote.
Ihrer darf in Festland-China in diesem Jahr immer noch nicht offiziell gedacht werden. „Liu Si“, der vierte Juni, ist in der chinesischen Öffentlichkeit ein Tabuthema, das unter die staatliche Zensur fällt. Viele jüngere Chinesen wissen daher gar nicht, dass sich hinter diesem Datum die gewaltsame Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung verbirgt. Lediglich das freiere Hongkong gedenkt jährlich mit einer bewegenden Mahnwache im Victoria Park des Massakers der Volksbefreiungsarmee an der eigenen Bevölkerung.
Doch auch Deutschland tut gut daran, sich der Toten und Verletzten vom Platz des Himmlischen Friedens zu erinnern. Denn sie haben den friedlichen Weg zur deutschen Einheit befördert.
Ohne das Tiananmen-Massaker wären die Ereignisse im Herbst 1989 in der DDR womöglich anders gelaufen. Die Demonstranten vom Tiananmen-Platz waren Vorbilder für die DDR-Oppositionellen. Sie sahen, dass selbst im fernen China sich Menschen gegen die kommunistische Regierung stellen. Später fühlte sich die DDR-Opposition durch die harte Reaktion ihrer Führung auf das Massaker bestärkt. Die Volkskammer hatte sich in einem Beschluss vom 8. Juni solidarisch mit China und seinen Maßnahmen erklärt, Hans Modrow, Günter Schabowski und Egon Krenz statteten China sogar einen Besuch ab, um der Regierung ihre Unterstützung auszudrücken. Spätestens seit dieser Reise wusste die DDR-Bevölkerung, was sie von ihrer Führung moralisch zu halten hatte.
Auch schwebte im Herbst 1989 über den Massendemonstrationen stets die Gefahr einer chinesischen Lösung. Die Demonstranten fürchteten, dass die DDR-Regierung ebenfalls Soldaten und Panzer gegen die eigene Bevölkerung richten könnte, weshalb sie darauf achteten, keinen Anlass zum Eingreifen zu geben. „Keine Gewalt“ war eine der prägnantesten Herbstparolen. Auf diese Weise erschwerten die Demonstranten ein gewaltsames Eingreifen wie in China. Die DDR-Führung aber verfügte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr über jene Machtfülle, wie sie der damalige chinesische Staatschef Deng Xiaoping und Premierminister Li Peng genossen. Die beiden Hardliner hatten den liberalen Generalsekretär Zhao Ziyang kaltgestellt, bevor sie am 4. Juni losschlugen.
Womöglich aber haben die Bilder der chinesischen Soldaten, die wehrlosen Menschen in den Rücken schießen, dann doch etwas bei der DDR-Führung bewirkt. Diese musste zwar den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze verantworten, vor einem Massaker an der eigenen Bevölkerung indes schreckte sie im Herbst 1989 zurück. Gott sei Dank.
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