Steuerprozess gegen Uli Hoeneß: Der Ex-Präsident
Für dreieinhalb Jahre soll Uli Hoeneß in den Knast. Aber das ist wohl gar nicht die schlimmste Strafe. Denn es ist völlig unvorstellbar, dass er nun noch Bayern-Präsident bleibt. Ein Kommentar.
Für Uli Hoeneß ist das Urteil eine Katastrophe. Raus aus dem Rampenlicht, rein in den Knast. Einschlusszeiten, geregelter Hofgang, vielleicht etwas Arbeit in der Gefängnisküche, viel Zeit zum Nachdenken. Und Fußball gibt's höchstens noch im Gemeinschaftsraum mit anderen Steuerhinterziehern sowie Totschlägern, Dieben und Mördern. Eine gruselige Vorstellung muss das für den Verurteilten sein.
Aber Uli Hoeneß kann sich nicht beschweren, auch wenn seine Verteidiger umgehend Revision vor dem Bundesgerichtshof ankündigten. Wer Steuern im Umfang von mindestens 27 Millionen Euro hinterzogen hat, über Jahre, vorsätzlich, im Bewusstsein gegen Gesetze und Moral zu verstoßen, der kann und darf nicht mit übermäßiger Milde rechnen. Zehn Jahre Haft lässt das Strafgesetzbuch für schwerwiegende Fälle zu. In der Klasse sieht ihn aber nicht einmal das Münchener Gericht. Trotzdem: Hoeneß hat den Staat, die Gesellschaft betrogen - und die nimmt nun Rache. Aber mit Maß. Maßlos war nur der Wurstfabrikant aus Nürnberg.
Die wirklich harte Strafe für Hoeneß ist aber nicht das Gefängnis. Unvorstellbar, dass der Präsident des FC Bayern weiterhin im Amt bleibt. Er wird eine gesellschaftliche Ächtung erfahren - zumindest für einen gewissen, aber vermutlich sehr langen Zeitraum. Das ist für den erfolgsverwöhnten, medienaffinen Fußballmanager das schwerere Schicksal. Er ist jetzt nicht mehr zuerst der Alleskönner und -macher im Profifußball. Er ist es an erster Stelle ein verurteilter Steuerhinterzieher. Einer, dem sein persönliches Wohl sehr viel wichtiger war als das der anderen.
Der Argumentationsversuch, seine Millionenspenden, sein gesellschaftliches Engagement müssten sein Fehlverhalten mildern, wenn nicht gar ausgleichen, ist zurecht in die Brüche gegangen.
Ja, Uli Hoeneß ist ein Steuerhinterzieher. Und damit auch ein Sozialschmarotzer.