Korea-Krise: Das falsche Selbstbild Nordkoreas
Nordkorea hält die Atombombe zurzeit für das Allheilmittel. Südkorea wird auf die nordkoreanischen Provokationen entschlossen reagieren, aber das Dialogfenster offen halten.
Dieses Jahr ist ein ganz besonderes Jahr für Korea und Deutschland, denn wir begehen den 130. Jahrestag der offiziellen diplomatischen Beziehungen, die am 26. November 1883 mit dem Abschluss des Handels-, Freundschafts- und Schifffahrtsvertrages ihren Anfang nahmen. Seither florieren die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern bis zum heutigen Tag – ungeachtet der Tatsache, dass das 20. Jahrhundert durch so viele politische und wirtschaftliche Unwägbarkeiten gekennzeichnet war.
Die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Korea gehen wohl auf die vielen Gemeinsamkeiten zurück: das Wirtschaftswunder hier und dort; auf der einen Seite Mercedes und BMW, auf der anderen Seite Hyundai und Kia. In beiden Ländern steht zum ersten Mal eine starke Frau an der Spitze, und beide Länder teilen nicht zuletzt die schmerzhafte Erfahrung der Teilung.
Als ich im vergangenen September meine Stelle als Botschafter der Republik Korea in Deutschland antrat, hoffte ich, dass sich die koreanisch-deutschen Beziehungen anlässlich des Jubiläums in diesem Jahr mit einem großen Sprung nach vorn entwickeln würden. Leider wird unser Enthusiasmus im Augenblick von negativen Meldungen von der koreanischen Halbinsel überschattet: Die nordkoreanische Kriegsrhetorik hat ein nie da gewesenes Ausmaß erreicht, und nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt berichten Medien über die täglichen Drohungen. Fast jeden Morgen schlägt man die Augen auf in angespannter Erwartung, welche Neuigkeiten es aus Korea geben mag.
Es scheint, dass Nordkorea die Atombombe zurzeit für das Allheilmittel hält. Das Land versucht mit aller Macht, durch Atomtests und provokante militärische Drohgebärden eine Krisenatmosphäre zu schaffen und dadurch von den Vereinigten Staaten und der internationalen Staatengemeinde eine Garantie für die Sicherheit seines politischen Systems und wirtschaftliche Unterstützung zu erzwingen. Durch die vermeintliche Bedrohung von außen sollen die Loyalität und der Zusammenhalt der Bevölkerung gestärkt werden.
Nordkorea sollte sich aber auch bewusst sein, dass diese Art der Politik keines seiner aktuellen Probleme auch nur im Ansatz lösen kann, sondern vielmehr die Isolation weiter vorantreibt und dadurch die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und die Instabilität des Regimes verstärkt. Erst wenn der Norden sein irriges Selbstbild, als Atommacht anerkannt zu werden, aufgibt und zu Verhandlungen über Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel bereit ist, kann das Land auf die Verbesserung der Beziehungen mit der internationalen Gemeinschaft hoffen. Die sich daraus ergebende Unterstützung und Zusammenarbeit würde zur Verbesserung der Wirtschaftslage und damit zur Aufwertung der Lebensbedingungen der Bevölkerung führen.
Schon vor ihrem Amtsantritt im Februar 2013 hat die neue Präsidentin der Republik Korea Park Geun-hye die Einleitung des Vertrauensprozesses auf der koreanischen Halbinsel zu ihrem ehrgeizigen Ziel erklärt und ihren Willen gezeigt, im Dialog mit dem Norden gemeinsam die aktuellen Probleme der innerkoreanischen Beziehungen zu lösen. Dieses ambitionierte Ziel setzt jedoch eine beiderseitige Bereitschaft voraus, und so ist die Position gegenüber Nordkorea eindeutig: auf nordkoreanische Provokationen entschlossen reagieren, aber das Dialogfenster offen halten; keine Konfrontationen herbeiführen, sondern sich kontinuierlich für Dialog und Zusammenarbeit starkmachen. Die Republik Korea wird sich darum bemühen.
So gelingt vielleicht endlich, was schon so lange angestrebt wird: Dialog und dauerhaften Frieden zwischen beiden Seiten der Halbinsel zu schaffen, Austausch und Zusammenarbeit, wie einst zwischen Ost- und Westdeutschland, zu beleben und stufenweise eine friedliche Wiedervereinigung zu erreichen.
Der Autor ist Botschafter der Republik Korea.
Kim Jae-shin
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