Plagiatsvorwurfe gegen Heino: Copy and sing
Der Volksliedsänger Heino hat ein Album mit Songs deutscher Rockgrößen aufgenommen. Gefragt, ob er das darf, hat er nicht. Unser Kolumnist Helmut Schümann erinnert an Heino, der im umgekehrten Fall sehr prozessfreudig war.
Die Stadt Düsseldorf, Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen und Fußball-Bundesligist, hat neben einem kleinen, langsam in die Endfünfziger gleitenden Sohn auch viele große Söhne hervorgebracht. Zu nennen seien hier nur Heinrich Heine, Lumpi Lambertz, der Zahnarzt Dr. King Schultz und last but not least Heinz Georg Kramm, der frühere Bäcker und Konditor, der später unter dem Namen Heino firmierte und sehr bekannt wurde. So bekannt, dass er Nachahmer fand, wie Norbert Hähnel, der wahre Heino. Ein Berliner, der mit den „Toten Hosen“ (auch große Söhne Düsseldorfs) auftrat und wie Heinz Georg Kramm „Blau, blau blüht der Enzian“ zum Besten gab. Was Heinz Georg Kramm alias Heino derart missfiel, dass er eine einstweilige Verfügung erwirkte: Der wahre Heino durfte nicht mehr auftreten und musste 10 000 Mark Strafe zahlen. Die er nicht hatte, seine Freunde von den „Toten Hosen“ erspielten sie ihm, der wahre Heino nahm das Geld und saß ersatzweise Ordnungshaft ab. Derweil Heino, also der andere, der aus Düsseldorf, „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ schmetterte.
Nun sind viele Jahre ins Land gegangen, Volksliedsänger Heino ist inzwischen 74 Jahre alt und hat, was Plagiate angeht, offensichtlich Altersmilde erreicht. Zumindest ist ihm egal, wer was abkupfert und nachahmt.
Solange er es ist, der abkupfert und nachahmt. Heino hat ein Album mit Hits deutscher Rock- und Popstars aufgenommen. „Rammstein“, „Die Ärzte“, Peter Fox, Marius-Müller Westernhagen, „Oomph!“, „Die Sportfreunde Stiller“, viel hat Heino nicht ausgelassen. Gefragt, ob er das darf, hat er allerdings nicht. „Ich lasse mir das Singen nicht verbieten. Jahrelang hat man mit meiner Person Schabernack getrieben – jetzt zeige ich den jungen Leuten mal, was man aus ihren Liedern machen kann.“ Geld wahrscheinlich.
Dem Vernehmen nach schäumen die Urheber, können aber rechtlich nichts dagegen unternehmen, gegen „diesen Heini“, wie Axel Schulz, der Manager der „Ärzte“, es ausdrückt. Es sei denn, Heino singt auch nur ein Wort falsch. Hat er aber wohl nicht getan, er hat richtig zitiert, copy and sing.
Was tun? Zum einen, das, was man bei Heino immer schon besser gemacht hat: Weghören! Zum anderen sollten Rammstein, Westernhagen und die anderen zum Gegenschlag ausholen: Den Musikantenstadl besetzen, Heinos angestammte Welt entern und rocken!