Vorwahlen in Nevada und South Carolina: Clinton und Trump sind Sieger unter Vorbehalt
Was die beiden Sieger gemein haben: Ihre Erfolge bei den Vorwahlen in Nevada und South Carolina deuten auf nahende Probleme hin. Ein Kommentar.
Hillary Clinton ist nach einem mühseligen Erfolg bei der Vorwahl der Demokraten in Nevada zurück auf der Siegerstraße. Und bei den Republikanern, die in South Carolina abstimmten, lässt sich Donald Trump von seiner Siegerstraße nicht abbringen. Besondere Genugtuung für ihn: Jeb Bush gibt auf. Der konventionelle Insider-Kandidat, der im vergangenen Sommer als Favorit für die Präsidentschaftsnominierung im konservativen Lager gegolten hatte, muss sich dem unkonventionellen Bewerber beugen, der aus Parteisicht als Außenseiter gestartet war.
Jeb Bush gibt auf - 2016 gelten andere Regeln
Der unerwartete Wechsel der Wählersympathien kommt ausgerechnet bei der ersten Vorwahl im Süden zu tragen – einem Terrain, das nach traditioneller Auffassung günstig für die Bush-Familie war. Im Süden waren die Brüder beliebte Gouverneure, George. W. in Texas, Jeb in Florida.
Im Süden genoss Präsident George W. auch dann noch hohes Ansehen, als seine Zustimmungsraten anderswo in den USA in Folge des Irakkriegs und der schweren Finanzkrise zum Ende seiner Amtszeit in den Keller gerauscht waren. Doch George W.‘s Wahlkampfhilfe für Jeb hatte in South Carolina keine messbare Wirkung.
Auch das zeigt: Erfahrungswerte von früher helfen 2016 wenig. Es ist ein Wahljahr mit anderen Regeln. Jeb Bush hatte die dickste Wahlkampfkasse und die meisten „Endorsements“, Unterstützungserklärungen von republikanischen Gouverneuren, Senatoren und Abgeordneten. Es half am Ende nichts. Ein vierter Platz mit einem nur einstelligen Stimmenanteil in South Carolina nach einem sechsten Platz in Iowa und einem vierten in New Hampshire war zu wenig.
Die Rechnung ändert sich
Sein letzter Akt der Souveränität: Er selbst erklärte seine Kampagne in der Nacht zu Sonntag für beendet. Da stand noch nicht einmal fest, wie er abgeschnitten hatte – nur dass der Abstand zum Sieg oder wenigstens dem zweiten Platz erschreckend groß war. Dies ist zugleich ein Dienst an der Partei. Bereits zehn Tage vor dem Super Tuesday am 1. März, wenn die Republikaner in zwölf Staaten auf einmal über ihre Wunschkandidaten abstimmen, lichtet sich das Feld. Nur noch zwei Bewerber, Marco Rubio und John Kasich, konkurrieren um das Ticket des „Mainstream“-Vertreters. Über kurz oder lang wird nur einer von beiden übrig bleiben. Vermutlich ist das Rubio.
Dann sieht die Rechnung plötzlich ganz anders aus – und nicht zu Gunsten Trumps. Trump bleibt bei etwa einem Drittel der Stimmen gedeckelt. Rechtsaußen Ted Cruz kann, wenn man ihm die bisher auf Ben Carson entfallenden Stimmen zurechnet, auf knappe 30 Prozent kommen. Die moderaten Kandidaten kommen, zusammen genommen, aber auf runde 40 Prozent – im konservativen South Carolina leicht darunter, in liberaleren Staaten mit Potenzial darüber. Insofern enthält Trumps zweiter Sieg nach New Hampshire auch Warnzeichen für ihn.
Clinton widerlegt die Zweifel, aber nur zur Hälfte
Ähnliches gilt für Hillary Clinton bei den Demokraten. Sie musste in Nevada siegen. Eine erneute Niederlage gegen Bernie Sanders wie in New Hampshire hätte schwer heilbare Zweifel an ihren Erfolgschancen ausgelöst und ihn zum Favoriten gemacht. Das hat sie verhindert. Aber das Signal, das sie sich eigentlich erhoffte, blieb aus. Clinton wollte zeigen, dass Sanders ihr nur in Staaten mit einer fast rein weißen Wählerschaft wie Iowa und New Hampshire gefährlich werden kann, sie aber das „Minority Vote“ der Latinos und Afroamerikaner sicher hat.
Doch Sanders bekam in Nevada mehr Stimmen von Latinos als sie, meldeten US-Medien auf der Grundlage von Wählerbefragungen. Ihren knappen Sieg hat Hillary Clinton den Afroamerikanern zu verdanken, die sich in erdrückender Mehrheit für sie entschieden. Die Schwarzen werden Clinton auch bei der Vorwahl der Demokraten in South Carolina in einer Woche retten. Auf mittlere Sicht muss es ihr aber Sorgen machen, dass Latinos für Sanders‘ Botschaft einer gerechteren Wirtschafts- und Sozialpolitik empfänglich sind. Es gibt inzwischen weit mehr Latinos als Afroamerikaner in den USA; sie sind die am schnellsten wachsende Minderheit. Das kann sich schon am Super Tuesday auswirken.