Grillverbot im Tiergarten: Berlin braucht die multikulturellen Brutzler
Das Müllproblem mag mit dem Grillverbot ab Frühjahr im Tiergarten gelöst sein. Aber auf kleinkarierte Art und Weise. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben.
Es ist das Grillfest der vereinten Nationen. Kinder toben zwischen den vielen Brutzlern im nördlichen Tiergarten, Großfamilien klönen auf Decken, ein babylonisches Sprachgewirr zwischen Kühltaschen und Picknickkörben. Fast jeder Reiseführer preist dieses Bild als Beispiel für das multikulturelle, weltoffene Berlin. Viele Berliner spazieren gerne mit ihren Gästen durch die Grillszene: Seht her, das ist unsere lebendige Stadt.
Aber damit ist nach dem Beschluss der Bezirksverordneten von Mitte jetzt Schluss. Vom Frühjahr an wird das Ordnungsamt im Park aufmarschieren und die Griller vertreiben. Gewiss, das leidige Müllproblem ist damit möglicherweise gelöst. Aber auf erschreckend kleinkarierte Art und Weise. Besser wäre es gewesen, gemeinsam mit den Emigrantenverbänden weiter nach Strategien zu suchen, wie man die Menschen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrem Park sensibilisieren kann.
Es gab jede Menge Vorschläge, und viele wurden noch gar nicht ausprobiert. Rund 300.000 Euro koste die jährliche Beseitigung des Mülls, klagen die Befürworter des Verbotes. Das ist Posemuckel in Berlin. Die Summe relativiert sich schnell, wenn man die Freude der Griller erlebt und auf den Gewinn schaut, den die mulikulturelle Brutzler-Szene der Stadt beschert.