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PORTRÄT MAX MOOR FERNSEHMODERATOR:: „Ändern, was die Altvorderen bestimmt haben“

ARD-Zuschauer, die am Sonntag „ttt – titel thesen temperamente“ einschalten werden, könnten sich wundern. Die Gestalt des Moderators ist bekannt, ebenso sein Gesicht, wohlig wie stets wird der Bass brummen.

ARD-Zuschauer, die am Sonntag „ttt – titel thesen temperamente“ einschalten werden, könnten sich wundern. Die Gestalt des Moderators ist bekannt, ebenso sein Gesicht, wohlig wie stets wird der Bass brummen. Aber beim eingeblendeten Namen, da muss ein Fehler vorliegen: Max Moor. Doch es stimmt, Dieter Moor hat sich am 17. April 2013 diesen Künstler-Vornamen gegeben. Er wolle „ändern, was die Altvorderen bestimmt haben“. Für „den zweiten Teil seines Daseins“ möchte der Fernsehmitarbeiter abschaffen, „was mich seit 50 Jahren stört: meinen Vornamen. Ab sofort und endlich erkläre ich mich selbst zum Max“. Fans des ARD-Kulturmagazins bestärkten den Moderator darin. „Alles ist besser als Dieter. Außer Bernd“, schrieb eine Zuschauerin auf Facebook.

The artist formerly known as Dieter Moor ist ein Schweizer aus Zürich, was seinen Umschwung im 55. Lebensjahr weniger erklärt als seine sonstigen Talente: diplomierter Schauspieler, erfolgreicher Buchautor (zuletzt: „Lieber einmal mehr als mehrmals weniger. Frisches aus der arschlochfreien Zone“), Reporter, Produzent und Sänger. Außerdem und ganz wichtig betreibt Moor mit seiner Frau Sonja, einer Filmproduzentin, in Hirschfelde/Brandenburg Landwirtschaft nach Demeter-Richtlinien. Das ist Bio der radikalen Art. Wer so lebt und arbeitet, der verschont seinen Vornamen nicht.

Moor hat das deutschsprachige Fernsehen eifrig bearbeitet und um einige Erfolge bereichert. Nach dem Start beim österreichischen ORF, wo er von 1985 bis 1991 das Kulturmagazin „Kunststücke“ moderierte, ging er zum deutschen Privatsender Vox. Sein Medienmagazin „Canale Grande“ wurde bekannt, seine Anrede „Liebe Zielgruppe“ berühmt. Er machte Satire für den SWR, Late-Night für das Schweizer Fernsehen, später engagierte er sich bei 3sat und der Berlinale-Berichterstattung. Dieter Moor war sein eigener erweiterter Kulturbegriff. Und wer sonntags das ARD-Kulturmagazin mit leicht angeschrägter Rabulistik präsentiert, der darf auch für den RBB „Bauer sucht Kultur“ moderieren.

Am 21. September 1979 spielte Dieter Moor bei der Eröffnung des Landestheaters Tübingen den Räuber Karl Moor in Schillers „Räuber“. Karl statt Max wäre für den Dieter im Moor vielleicht konsequenter gewesen, hätte aber als biografische Anmaßung und Ego-Shooting verstanden werden können. So bleibt es bis auf Weiteres bei Max. Tönt gut, wie die Schweizer sagen.Joachim Huber

Joachim Huber

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