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71. Berlinale: Zum aktuellen Planungsstand der Filmfestivals

Im Februar wollen alle Sektionen der Berlinale ihr Programm bekannt geben. Auch die Presse soll beim Digitalevent im März dabei sein.

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Seit Mitte Dezember steht fest, dass die Berlinale dieses Jahr nicht vom 11. bis 21. Februar stattfindet, sondern in zwei Teilen, von 1. bis 5. März mit Online-Angeboten für die Branche und in der ersten Juni-Hälfte als Publikumsfestival, in den Kinos der Stadt und Open Air. Wann genau das Sommerevent startet und für wie viele Tage, steht noch nicht fest.

Klar ist, dass die Bärengewinner der 71.Berlinale im März gekürt und im Juni gezeigt werden. Auch die Preisverleihungen sollen dann vor Publikum stattfinden.

Co-Production Market mit 35 Spielfilmprojekten

Mittlerweile wurden erste Details über die Branchenplattformen im März publiziert. Mit dem ausschließlich für ein Fachpublikum zugänglichen digitalen European Film Market 2021 wolle man „einen Impuls für den Neustart der internationalen Filmbranche geben“, sagt EFM-Direktor Dennis Ruh. Beim Co-Production Market gehen 35 Spielfilmprojekte aus 25 Ländern auf Partnersuche.

Der World Cinema Fund, der Produktionen in infrastrukturell schwachen Regionen finanziell unterstützt, widmet sich auch in Talks vor allem zwei Themen, dem Kolonialismus und Postkolonialismus sowie der visuellen Filmsprache. Im Rahmen der Veranstaltungen "Decolonising Cinma" sowie beim "Director's Talk" mit einem Regisseur eines WCF-geförderten, auf der 71. Berlinale gezeigten Films wird es voraussichtlich auch publikumsöffentliche digitale Veranstaltungen geben.

Noch ist die Auswahl für die 71. Berlinale nicht abgeschlossen. Aber im Februar wollen alle Berlinale-Sektionen ihr – voraussichtlich deutlich abgespecktes – Programm bekanntgeben: der Wettbewerb, die zweite Wettbewerbsreihe Encounters, die Berlinale Specials, die Shorts und die Serien genauso wie das Panorama, das Forum samt Forum Expanded, die Perspektive Deutsches Kinos und die Reihe Generation mit Kinder- und Jugendfilmen.

Vier internationale Jurys werden eingeladen, für die beiden Hauptwettbewerbe, die Kurzfilme und Generation. Das Festival hofft, dass die Jury-Mitglieder die Filme nicht online zu Hause, sondern vor Ort in Berlin sehen können. Beim Publikumsevent im Juni werden die Sektionen ihre Programme dann öffentlich zeigen - wobei es sein kann, dass einzelne Filme bereits vorher ihren Kinostarttermin hatten.

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Der künstlerische Direktor Carlo Chatrian möchte das digitale Programm in den fünf Tagen im März nach Möglichkeit auch Medienvertretern zugänglich machen. Nach Möglichkeit heißt, soweit die Rechteinhaber grünes Licht geben, also Produktionsfirmen und Weltvertriebe – was vielleicht nicht bei allen Titeln der Fall sein wird. Es könnte also sein, dass nicht alle Wettbewerbstitel für die Presse zu sehen sein werden, sondern nur jene, die von ihren Rechteinhabern dafür freigegeben wurden. Prinzipiell wurde die coronabedingte Zweiteilung der Berlinale von der Branche jedoch positiv aufgenommen, heißt es seitens des Festivals.

In den nächsten Tagen, wenn die technischen Voraussetzungen geklärt sind, soll das Presseangebot verbindlich definiert werden. Privileg oder Bürde? Die Medien werden sich Gedanken über den Umgang mit diesem Angebot machen müssen, denn eine Vielzahl von Produktionen zu sichten, die bis auf Weiteres ausschließlich Marktteilnehmer kennen, ist ein Novum für Filmkritiker. Für wen schreibt die Tagespresse? Bestimmt nicht für die Filmeinkäufer und -verkäufer.

Gut, die Goldene Palme in Cannes, den Goldenen Löwen in Venedig kennen bei der Preisverleihung auch nur diejenigen, die vor Ort sind, und bis zum Filmstart dauert es oft noch lange. Aber die Filme sind mit ihren Weltpremieren in der Öffentlichkeit. In der Berlinale-Stadt über einen Goldenen Bären unter Abwesenheit des Berlinale-Publikums zu berichten – der Gedanke löst Unbehagen aus.

Der Nachwuchs trifft sich im März zu Online-Workshops

Das Programm der Retrospektive „No Angels“ mit Screwballkomödien der US-Schauspielerinnen Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard wird ebenfalls im Februar bekanntgegeben. Hauptspielstätte der Retro ist gewöhnlich das Zeughaus- Kino. Da im Moment niemand weiß, wann die Kinos wieder öffnen können, steht noch nicht fest, ob die „No Angels“-Reihe vielleicht schon vor dem Juni-Termin gezeigt wird.

Auch die Berlinale Talents für 200 ausgewählte Nachwuchs-Filmschaffende aus 65 Ländern finden Anfang März statt, mit digitalen Workshops, Gästen und Talks. Das Motto: „Nicht nur streamen, sdreamen!“ Szenenbildner Uli Hanisch („Babylon Berlin“) wird das HAU in ein digitales Set verwandeln, für die Träume eines Kinos von morgen und die „Vision von einer grenzüberschreitenden Kreativbranche“, so das Leitungsduo Christine Tröstrum und Florian Weghorn. Einige der digitalen Diskussionsrunden und Live-Workshops werden auch für ein Nicht-Fachpublikum zugänglich sein. Auch hier soll das genaue Programm in etwa vier Wochen publiziert werden.

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