zum Hauptinhalt
Simone Kermes
© Gregor Hohenberg/Sony

Simone Kermes: Wunderhorn

Berühmt wurde sie als exzentrische Barock-Diva: Jetzt überrascht Simone Kermes mit Liedern von Gustav Mahler und Richard Strauss im Konzerthaus.

„Mahler, Gustav, aus Iglau“, ein Konservatoriumsschüler in Wien, war 16, als er mit seinem Klavierquartettsatz a-Moll hervortrat. Dieses Stück erhält eine Schlüsselfunktion in dem Programm, das Simone Kermes in der Konzerthausreihe „Ein Abend mit . . .“ zu tosendem Erfolg führt. Kaum ist im ausverkauften Kleinen Saal das letzte Lied verklungen, da applaudiert das Publikum spontan im Takt, antworten ihm Zugaben: „Habe Dank!“

Was dieses Konzert der oft preisgekrönten Opern- und Operettensängerin kennzeichnet, ist sein ungewöhnlicher Hang zur Kammermusik. Dafür hat sich Kermes das Fauré-Quartett gesichert, Partner ihres Albums mit Musik von Richard Strauss und Mahler. Das Ensemble steht nicht nur für die schmeichelnde, von Dietrich Zöllner arrangierte Liedbegleitung ein, sondern auch allein für selten gespielte Jugendwerke beider Komponisten. Dazu gehört jener leidenschaftliche Satz von Mahler, der verklingt wie eine Brücke zwischen „Wo die schönen Trompeten blasen“ und „Erinnerung“.

So sympathisch wie der Auftritt der Sängerin – stets in der Reihe der Instrumentalisten, niemals vor ihnen – ins Auge fällt, entspricht er ihrem Ernst im Umgang mit den ernsten Liedern. Kein virtuoses Zwitschern, keine Koloraturarien sind hier gefragt. Kermes ist Partnerin, nicht Primadonna. Sie fügt sich in die Harmonien der Streicher („Wiegenlied“), um nach „Allerseelen“ still abzugehen und dem Quartett für weiteren Strauss (Opus 13) das Podium zu überlassen. „Ja, scheiden und meiden tut weh“ und „Mein Haus von grünem Rasen“: Es ist die Wunderhornpoesie Mahlers, der sich Simone Kermes mit Hingabe widmet. Ein heller Sopran, eine Persönlichkeit von selbständiger Musikalität. Das heißt, dass sie erreicht, was nicht vielen gelingt: Textdeutlichkeit mit schöner Linie zu verbinden. Sybill Mahlke

Zur Startseite