Standortstreit über Museum der Moderne: Wohin mit Marzona, Marx und Pietzsch?
Welcher Standort ist für das neue Museum der Moderne am besten? Bundesregierung und Senat sind sich in dieser Frage einig. Der Bundestag allerdings hat Bedenken, wie eine öffentliche Diskussion am Montagabend zeigte.
Ist die Potsdamer Straße doch nicht der richtige Standort für das geplante Moderne-Museum, in dem wichtige Teile der Sammlung der Nationalgalerie sowie Werke aus den Sammlungen Pietzsch, Marzona und Marx unterkommen sollen? Steht der geplante Bau am besten an der Potsdamer Straße, so wie es in einem Bericht der Kulturstaatsministerin Monika Grütters als optimale Lösung genannt wird (Tagesspiegel berichtete am 20.4.). Oder würde ein Museumsgebäude an der Sigismundstraße doch den besseren Zugang zum Kulturforum bilden, dass dann organischer erschlossen werden könnte? Die Bundesregierung und der Berliner Senat waren sich über den Standort Potsdamer Straße bereits einig. Aber offenbar haben sie die Rechnung ohne den Bundestag gemacht. Das wurde bei einer öffentlichen Diskussion am Montagabend deutlich.
Bundestag besorgte Geld
Die Bundestagsabgeordneten und Mitglieder im Haushaltsausschuss, Rüdiger Kruse (CDU) und Johannes Kahrs (SPD), die beide auf dem Podium saßen, fühlten sich nämlich über die Standortentscheidung der Bundesregierung nicht informiert. Dabei seien es die Parlamentarier gewesen, die maßgeblich dafür gesorgt hätten, dass der Bund das Geld für den Museumsneubau zur Verfügung stellte, betonte Kahrs. Er und Kruse fordern nun, dass der architektonische Ideenwettbewerb für den Museumsneubau, der eigentlich im Mai starten sollte, alle Standortvarianten offen lässt. Das heißt: Potsdamer Straße, Sigismundstraße und sogar die Tiergartenstraße. Das gefährde den Zeitplan bereits jetzt, halten Kulturstaatssekretär Tim Renner und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (beide SPD), als Vertreter des Landes Berlin, dagegen.
Wie kann das neue Museum das misslungene Kulturforum aufwerten?
Die Stiftung Zukunft hatte am Montagabend zu einer Diskussion mit dem Titel "Ein Geschenk und seine Folgen" eingeladen. Das Geschenk ist das neue Moderne-Museum, für das der Bund 200 Millionen Euro bereitstellt. Dieses Geld wollen Kahrs und Kruse im Haushaltsausschuss nur dann schnell freigeben, wenn der für Mai angesetzte Architektur-Ideenwettbewerb möglichst offen bleibt. Die Architekten sollen Vorschläge machen, wo der Bau am besten stehen soll. Warum sich von Anfang an beschränken?
Zu recht wurde bei der Planung des neuen Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts bisher gelobt, dass der Bund, das Land Berlin und die Nationalgalerie mit vereinten Kräften an einem Strang ziehen. Nun zeigt sich, dass es auf Bundesebene doch unterschiedliche Vorstellungen gibt.
Es geht vor allem darum, wie der Museumsneubau das Kulturforum aufwerten kann. Wie Aufenthaltsqualität und ein geschlossener Eindruck des Areals entstehen sollen. Und inwiefern das jetzt mitgeplant werden kann oder muss.
Berlin soll zwei Baugenehmigungen erteilen
Berlin solle Baugenehmigungen für zwei Standorte erteilen, dann könne die beste Variante gewählt werden, so die Kritik der Parlamentarier. Stadtentwicklungssenator Geisel dazu: "Wir erteilen das Baurecht, wenn es gewünscht ist auch für zwei Standorte". In der gestalterischen Pflicht sieht er Berlin nicht. "Der Bund ist der Bauherr."
"Wir dürfen uns nicht erlauben, dieses Projekt zu verstolpern", so Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, deren Sammlung in Teilen in das neue Haus einziehen soll. Er selbst sei sich sicher: Das neue Haus solle neben der Neuen Nationalgalerie stehen, also an der Potsdamer Straße. Das sei zumindest das beste für die Kunst.
Was das beste für das Kulturforum ist, könnte eine andere Sache sein.