Elektro-Pop: "Wir kriegen die Melancholie nicht raus"
Jahrelang war es still um Camouflage, jetzt veröffentlichen sie ihr neues Album "Relocated". Im Interview spricht Sänger Marcus Meyn (40) über düstere Musik, Misserfolge und Märkte in Osteuropa.
Berlin - Berühmt wurde Camouflage Ende der 80er mit Hits wie "The Great Commandment" und "Love is a Shield". In den vergangenen Jahren versuchten die Musiker mit Neuauflagen ihrer Songs wieder Fuß zu fassen, blieben aber weitgehend unbeachtet.
Werden Sie immer noch mit Depeche Mode verwechselt?
Keine Ahnung. Ich selbst bekomme das nicht mit, aber ich glaube eigentlich nicht, dass das noch vorkommt.
Auf Ihrem neuen Album wollen Sie "alte und neue Zeiten", "positive Lebenseinstellungen und Melancholie" mischen. Was heißt das genau?
Die Platte ist für uns ein bisschen wie eine Zeitreise. Da sind Sachen drauf, die haben wir schon vor sehr langer Zeit geschrieben, aber jetzt erst fertig bekommen. Da haben wir lange dran rumprobiert und sind nie zu dem Punkt gekommen, dass wir alle damit glücklich waren. Und die Melancholie entspricht uns einfach. Wir machen melancholische Musik, und das kriegen wir auch nicht raus. Obwohl wir die Platte als sehr positiv empfinden, kommt diese Melancholie immer durch, weil das einfach ein Teil von uns ist.
"Relocated" klingt nach typisch Camouflage, oder?
Das Besondere für uns an dieser Platte ist, dass wir zum ersten Mal nach langer Zeit die Möglichkeit hatten, gemeinsam zu arbeiten. Bei der letzten Platte vor drei Jahren waren unser Drummer Oliver Kreyssig und ich während der Produktion ziemlich außen vor, weil wir arbeiten gegangen sind. Unser Keyboarder Heiko Maile war der einzige, der permanent im Studio war. Wenn man als Musiker nur am Wochenende im Studio ist, kann man nicht wirklich in den Kreativprozess eintauchen. Das war jetzt anders, weil wir uns monatelang zu dritt eingeschlossen haben.
Gab es für "Relocated" eine besondere Inspiration - wie die Science-Fiction-Filme für «Spice Crackers»?
Nein, das Ganze war einfach nur getragen von einem positiven Gefühl, im Gegensatz zu dem Album davor, das sehr düster war. Wir hatten uns nur als Ziel gesetzt, dass die neue Platte nicht so düster werden darf, weil das einfach unserem derzeitigen Gefühl überhaupt nicht entspricht. Wir wollten wieder mehr Pop machen.
Sie mussten in den vergangenen Jahren auch mit Misserfolgen kämpfen. Wie geht man damit um?
Das ist Teil des Lebens. Es war natürlich schwierig, aber ich denke mal, dass wir schon immer geerdet genug waren, um mit solchen Dingen klar zu kommen. Außerdem gibt es noch andere Dinge im Leben, zum Beispiel Familie. Wir haben alle Kinder, und wenn man nach Hause kommt und einen so herzige Augen angucken, dann vergeht sehr viel Ärger. Natürlich kann das nicht alles fortspülen. Aber Familie und Freundschaft ist eigentlich das Wichtigste - und nicht, dass man irgendwo auf der Welt Platz eins ist.
Sie haben in Russland und den baltischen Staaten vor vollen Häusern gespielt. Haben Sie da eine besondere Fangemeinde?
Vom Markt her ist es da ganz schwer, weil in Osteuropa der Schwarzmarkt so groß ist. Von den Verkäufen her macht es dort keinen Spaß. Live ist es aber der Hammer. Wir kommen in St. Petersburg an und spielen da vor 3500 Leuten, die unsere Songs mitsingen. Wir spielen in Moskau ausverkaufte Konzerte. Das ist völlig verrückt, und die Leute sind auch sehr fanatisch. Dieses Gefühl trägt einen während der Konzerte auch mit. Ich kann mir das nicht erklären.
Tourdaten: 15. September: Hamburg, Markthalle; 16. September: Magdeburg, Factory; 17. September: Osnabrück, Rosenhof; 19. September: Köln, Live Music Hall; 20. September: Krefeld, Kulturfabrik; 26. September: Nürnberg, Hirsch; 27. September: Ludwigsburg, Scala; 28. September: München, Alabamahalle; 29. September: Leipzig, Werk II; 30. September: Dresden, Reithalle; 1. Oktober: Berlin, Postbahnhof; 2. Oktober: Gera, Metropol; 6. Oktober: Hannover, Capitol; 7. Oktober: Rostock, Scanline Arena. (tso/ddp)
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