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Ist gold und bewegt sich. Die begehbare Einheitswaage.
© Milla & Partner/dpa

Grünes Licht fürs Einheitsdenkmal: Wipp wipp hurra!

"Wir wollen bauen!" Der Bundestag beschließt erneut die Errichtung des Berliner Einheits- und Freiheitsdenkmals und gibt die Gelder frei. Trotz mangelnden Bevölkerung-Zuspruchs.

Die Sache geht klar, auch die Grünen stimmen zu. Der gemeinsame Antrag von SPD und CDU/CSU, das Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal endlich zügig zu realisieren, geht am Donnerstag gegen Mitternacht zügig über die Bundestagsbühne, mit großer Stimmenmehrheit aus den schütter besetzten Reihen. Der aus Dringlichkeitsgründen vorgezogene Tagesordnungspunkt „Abschiebung nach Afghanistan“ hatte zuvor für einen vollen, erregt diskutierenden Plenarsaal gesorgt. Kaum wird das Denkmal aufgerufen, ist die Mehrzahl der Abgeordneten wieder verschwunden – es gibt halt nichts zu verlieren.

Die Sache geht halt klar, nur die Linke ist dagegen. Bei einem Denkmal, „das an die Selbstermächtigung der Bürger erinnert“, vermisst Sigrid Hupach die Bürgerbeteiligung am Projekt der Erinnerung an die friedliche Revolution. Sie schlägt vor, den historischen Sockel leer zu lassen und temporär mit Kunst zu bespielen. Aber eine Debatte findet eh nicht mehr statt. Michael Kretschmer (CDU/CSU) zitiert Luther und betont die Aktualität eines Denkmals, das darauf hinweist: Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Kretschmer verteidigt den Siegerentwurf der vergoldeten begehbaren Waage, die nicht jeder mögen müsse, aber aus 920 Entwürfen von Experten ausgewählt wurde. Und er erinnert an die anderen Beiträge der Moderne zu Berlins Stadtbild, die verhasst waren, bis sie geliebt wurden, Christos Reichstagsverhüllung, Norman Fosters gläserne Kuppel und Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal.

Und am besten auch ein Einheitsdenkmal für Leipzig

Wipp wipp hurra, alles gut? Bitte die Heldenstadt Leipzig nicht vergessen – auch deren Denkmal-Projekt ist ja an die Wand gefahren. Kretschmer und Hiltrud Lotze (SPD) wollen die Berliner Entscheidung auch als Signal für Leipzig verstanden wissen. Lotze findet emphatische Worte über den Mut, die Ausdauer und Sehnsucht der Menschen, die „die Mauer von innen eingedrückt“ haben. Harald Terpe, Grünen-Abgeordneter aus Rostock, wird persönlich, er hat 1989 selber demonstriert. Es ist seine letzte Bundestagsrede, er wird mit Rührung und Umarmungen verabschiedet. Marco Wanderwitz (CDU) liest dem Land Berlin die Leviten, das die viel kritisierten Verzögerungen und Kostensteigerungen verantworte, wegen Fledermäusen und wilhelminischen Mosaiken. Und er ruft zu später Stunde munter: „Wir wollen bauen!“

Der Beschluss fällt per Handzeichen, um fünf nach zwölf

Ein Pflichttermin, ohne Enthusiasmus, auch ohne Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Nur wenige Deutsche wollen das Denkmal (laut Umfrage 16 Prozent)? Egal, geworben wird nicht mehr, Mehrheit ist Mehrheit. Das Architekturbüro Milla & Partner freut sich, die Einweihung ist für November 2019 geplant. Es ist fünf nach zwölf, der dritte Plenarbeschluss für das Denkmal seit 2007 wird durch einfaches Handheben herbeigeführt. Die im Herbst 2016 bereitgestellten Millionen für die Kolonnaden können rückgewidmet werden. Und das streitlustige Berlin freut sich auf die Fortsetzung der Kreuz-Debatte, vis-à-vis am Humboldt-Forum.

PS: Mail vom glücklichen Denkmal-Mitinitiator Florian Mausbach: „Wenn es dann mal steht, dann hoffentlich auf Dauer! Und dann wird esheißen: So was Verrücktes, ein Denkmal, das sich bewegt, das bewegt wird, das gibt es nur in Berlin!“

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