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Vladimir Ashkenazy
© dpa

Vladimir Ashkenazy in der Philharmonie: Wiegender Sieg

Die Rückkehr des Chefs: Vladimir Ashkenazy spielt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester einen Gastauftritt in der Philharmonie. Und er beweist, warum "Maestro" für ihn ein zu kurz gegriffenes Lob ist.

Wenn einstige Chefdirigenten als Gäste zu ihren Orchestern zurückkehren, ist Harmonie angesagt. So begrüßt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin in dieser Saison Kent Nagano und jetzt wieder auch Vladimir Ashkenazy, der von 1989 bis 1998 als Künstlerischer Leiter die Geschicke des Orchesters bestimmte. Der Begriff eines Maestro trifft auf diesen agilen Musiker nicht zu. Eher ist er nach und neben seiner pianistischen Laufbahn ein Selfmade-Conductor, der alles umfassen will, damit keine Note verloren geht.

Das Programm stellt in der Philharmonie zwei nationale Romantiker gegenüber: Edward Elgar mit seinem angelsächsischen Stil und Antonín Dvorák mit dem Melodienkapital Böhmens. Von dem Briten erklingt das Violinkonzert, das keine Länge scheut. Nachdrücklich bis zu liebevoller Echauffiertheit verteidigt Ashkenazy das symphonische Fundament der Partitur, so dass der Finaleffekt des Kopfsatzes ersten Zwischenapplaus provoziert. Jubel herrscht am Ende des 50-minütigen Stückes, weil dem kanadischen Solisten James Ehnes alles zur Verfügung steht: sorgsame Phrasierung, Farben, Technik, Stradivari. Aus der Feder des Geigers Elgar kommt das Konzert für den Geiger Fritz Kreisler, einen der erfolgreichsten Virtuosen seiner Zeit. Das Solo huldigt dem Teufelsgeiger auf feine englische Art, die Melodien fließen kontrapunktisch durch die Stimmen, elisabethanische Reminiszenz klingt an. Ehnes versteht sich auf Introvertiertheit wie Brillanz, ohne nach Unerhörtem zu jagen.

Diese Qualität ist Ashkenazy eher eigen, wenn er sich wiegend und walzend der Achten Dvoráks anheimgibt. Seine eigenartig preziöse Gestik hat, wie es scheint, an Pantomime zugelegt, was auch die demonstrative Bescheidenheit seines Auftretens betrifft. Gern spielen die Musiker ihm zu, weil er sie animiert und fordert, voran die Solisten, die ihm von früher vertraut sind: Kornelia Brandkamp, mit dem Vogelruf der Flöte so zuverlässig wie frisch, und Konzertmeister Bernhard Hartog, der in seiner Abschiedssaison besonders gefeiert wird. Im Vergleich mit Elgar ist zu genießen, wie diese Musik singt und triumphiert: gänzlich unangestrengt.

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