Ein Jahr „Fridays For Future“: Wie Greta Thunberg die Welt veränderte
Vor einem Jahr protestierte Greta Thunberg erstmals gegen die Klimakrise - und mobilisierte damit die Jugend weltweit. Wohin wird das alles führen?
Die Welt muss sich beeilen, wenn sie gerettet werden will. Weil sich das Zeitfenster für die Klimaerwärmung schließt. Davor warnen Wissenschaftler seit Langem, belegen es mit Zahlen und Rechenmodellen. Aber wer hört schon auf sie? Erst als sich vor einem Jahr, am 20. August 2018 ein damals 15-jähriges Mädchen auf die Stufen des schwedischen Parlaments setzte, es war ein Freitag, ein selbstgemaltes Schild vor sich, auf dem geschrieben stand: „Skolstrejk För Klimatet“, erst da begann sich etwas zu ändern.
Noch hat sie gar nichts geändert, weswegen sie weiterhin dafür kämpfen muss, dass irgendjemand mal irgendeine Idee umsetzt. Was sie bisher geschafft hat, ist mehr Aufmerksamkeit für das Thema Klima zu wecken. Aber mit Aufmerksamkeit ist es leider nicht getan.
schreibt NutzerIn Kommentator95
Aus Greta Thunbergs Aktion, die sie mit der stoischen Hartnäckigkeit eines verhaltensauffälligen Kindes jeden Freitag wiederholte, entstand die Fridays-For-Future-Bewegung, wurde eine Jugend mobilisiert, die bisher noch kein politisches Thema für sich entdeckt hatte. Aus einem grünen Öko-Thema, das auf der Ebene politischer Absichtserklärungen verhandelt wurde, ist das große Ding geworden. In nur einem Jahr hat das Mädchen die Welt verändert.
Vielen Menschen geht die Idolisierung Gretas längst zu weit. Und man muss sich in der Tat fragen, warum ausgerechnet von einem Kind solch eine Wirkung auf die Gesellschaft ausgeht. Dass sie die besten Argumente auf ihrer Seite hat – geschenkt. Greta ist die Stimme einer Generation, die die Kosten der versäumten Klimapolitik mit einer Heftigkeit zu spüren bekommen wird, als würde ein Sozialstaat kollabieren. Das wird kein Zuckerschlecken, und wahrscheinlich werden sogar wirklich Staaten zugrunde gehen.
Man könnte jetzt einwenden, dass sich Kinder doch wohl am ehesten an neue Lebensverhältnisse anpassen können müssten. Das stimmt, nur können sie es auch nicht leiden, wenn der jetzige Wohlstand auf ihre Kosten verprasst wird.
Trotzdem ist die enorme Wirkung, die Thunbergs Sit-ins in so kurzer Zeit entfaltet haben, auch beängstigend. Wohin soll das führen? Wie viel mehr Aufmerksamkeit wird sie noch auf sich lenken? Die Gefahr ist groß, dass die steile Social-Media-Karriere der Schwedin durch dieselbe Dynamik wieder zunichte gemacht wird, die ihr den Ruhm bescherte. Das wäre tragisch.
Denn sie selbst kann nichts dafür. Greta ist nur das Kind, das sich etwas in den Kopf gesetzt hat und gegen den Wortbruch der europäischen Regierungen aufbegehrt. Obwohl ihre Künstler-Eltern nicht unbeteiligt sind, steht hinter dem Engagement der Familie viel weniger Kampagne, als man denkt.
Von ihrem Atlantiktrip postete Greta am Freitag ein Bild, das sie kniend am Heck der Yacht zeigt, das Plakat mit der Schulstreik-Parole vor sich. Statt den Stufen des Parlaments ist nun das Meer zu ihrer Kulisse geworden. Aber mit Show hat das so wenig zu tun wie die Tagebücher Anne Franks mit Geltungssucht.