Syrienkrieg: Weltkulturerbe in Trümmern
Die Burg schlechthin: Die einzigartige Kreuzritterfestung Krak des Chevaliers gerät zwischen die Fronten und wird schwer beschädigt
Es ist fast schon ein vergessener Krieg, der in Syrien tobt. Andere Konfliktherde haben die Schlagzeilen erobert, doch das Sterben, Morden und Zerstören geht unvermindert heftig weiter. Nun hat es nach der Omayyadenmoschee und dem berühmten Soukh in Aleppo sowie der Hängebrücke von Deir-ez-Zor den Krak des Chevaliers getroffen, ein Juwel syrischer Architektur, die Burg schlechthin; was aus dem Nationalmuseum in Aleppo und den Schätzen aus Tell Halaf geworden ist, kann derzeit niemand sagen.
Der Krak des Chevaliers steht seit 2006 auf der Unesco-Weltkulturerbeliste, seit vergangenem Jahr auf der Liste der bedrohten Kulturgüter, denn seit Juli 2011 hatten sich hinter den äußerst dicken Mauern Rebellen verschanzt. Der Krak des Chevaliers liegt rund 50 Kilometer von der Stadt Homs entfernt auf einem etwa 650 Meter hohen Ausläufer des Alawiten-Gebirges. In engen Serpentinen windet sich die Straße vom Dorf Al Hosn ausgehend hinauf. Der Fluss Orontes ist nicht weit, ebenso der Libanon und die Mittelmeerküste. Diese strategische Lage hatten schon die Araber erkannt, die hier im 10. Jahrhundert eine Festung angelegt hatten, Hosn-al-Aqrad, die Burg der Kurden. 1110 vertreibt der Kreuzritterfürst Tankred von Antiochia die Kurdengarnison und lässt die Burg für bis zu 4000 Soldaten ausbauen. 1142 geht die Burg an den Johanniterorden über. Im Laufe der Kreuzritterherrschaft wird die Burg immer weiter ausgebaut. Ein mächtiger Rittersaal, verziert mit gotischen Spitzbogen, zeugt von der hohen Handwerkskunst der Baumeister.
Die Nähe zur libanesischen Grenze wurde der Burg und den Rebellen nun zum Verhängnis. Syrische Truppen und verbündete Milizen hatten sich nach heftigen Kämpfen den Weg zum Krak freigeschossen und ihn eingenommen. Es soll mehr als 60 Tote und Verletzte gegeben haben. Der Rittersaal ist schwer beschädigt, die kunstvollen gotischen Säulen und Rosetten sind zerschossen, die breiten Treppen für die Ritter zu Pferd zerstört. Und auch die dicken Mauern haben nicht überall dem heftigen Beschuss standgehalten.
Der Krak des Chevaliers hat viele Versuche der Eroberung erlebt, auch Sultan Saladin hat sich die Zähne an ihm ausgebissen. Erst dem legendären König Az-Zaher Baibars gelang es 1271 nach zermürbender Belagerung und einem Kampf Turm um Turm, die Kreuzritter zur Aufgabe zu bewegen. Sie wurden respektvoll behandelt, der König ließ die beschädigte Burg restaurieren. Die Eroberung des christlichen Wahrzeichens erregte in der arabischen Welt damals Aufsehen, aber es ist auch den Arabern und der späteren Mandatsmacht Frankreich zu verdanken, dass dieses herausragende Bauwerk seit 1935 öffentlich zugänglich war.
Rolf Brockschmidt
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