Das anstrengendste Jahr seines künstlerischen Lebens liege hinter ihm, bilanziert der immer noch neue Grips-Theaterleiter Stefan Fischer-Fels auf der Pressekonferenz. Und lächelt, weil die Mühen sich gelohnt haben. Gute Nachrichten: „Das Grips wird weiterspielen.“ Was zwischenzeitlich auf der Kippe stand – aber nicht, weil Volker Ludwig sein Haus nach 42 Jahren dem Nachfolger übergeben hatte.
Wir erinnern uns: Das notorisch unterfinanzierte Kinder- und Jugendtheater am Hansaplatz war ohne eigenes Zutun derart in die Finanzkrise geraten, dass Insolvenz drohte und Geschäftsführer Ludwig Alarm schlagen musste. Die folgende Solidaritätswelle – über die sich der Grips-Gründervater anhaltend gerührt zeigte – ließ die Parlamentarier einlenken. Und einer Erhöhung der Subventionen um 100 000 Euro zustimmen. Benötigt würden 150 000, doch Ludwig darf vermelden: „Wir sind aus dem Gröbsten raus.“ Zum Herbst wird ein Förderverein ins Leben gerufen, das Grips in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt, damit sich die Spendenbereitschaft der Berliner auszahlen kann.
Bemerkbar macht sich die klamme Kasse dennoch. Statt sieben Premieren wie in der ambitionierten Start-Saison von Fischer-Fels – die sich trotz ein paar Ausreißern absolut sehen lassen konnte – gibt es in der Spielzeit 2012/2013 nur noch vier neue Inszenierungen. Beklagenswert genug. Wobei Fischer-Fels positiv bemerkt, dass dafür einige der von ihm angeschobenen Produktionen im Repertoire bleiben. Die Erfolgsarbeit „Frau Müller muss weg“ von Sönke Wortmann zum Beispiel.
Eröffnet wird die Spielzeit mit dem Gewinnerstück des Berliner Kindertheaterpreises 2011, „Leon und Leonie“ von Thilo Reffert. Es handelt von Zwillingen, die nicht zur selben Zeit eingeschult werden sollen, was zu Konflikten führt. Regie hat der junge Jörg Schwahlen, der zuletzt das Lutz-Hübner-Stück „Held Baltus“ inszeniert hat. Die zweite Uraufführung ist überhaupt ein Novum: Mit der Produktion unter dem Arbeitstitel „Aneinander – vorbei“ wird das Grips erstmals für die Allerkleinsten spielen, für Menschen ab zwei Jahren – was Routinier Frank Panhans verantwortet. An zumindest dönermündige Menschen richtet sich dagegen „Kebab Connection“: Regisseur Anno Saul bringt eine Adaption seiner Multikulti-Filmkomödie auf die Bühne, die auf einem Drehbuch unter anderem von Fatih Akin basiert. Und schließlich wird der gefeierte Florian Fiedler, Leiter des Jungen Schauspiels Hannover, mit „Flaschenpost“ ein globalisierungskritisches Stück über die Ware Wasser aufführen.
Fazit: Die Welt ist erst wieder in Ordnung, wenn das Grips sich mit vollen Kräften um die Probleme unserer Zeit kümmern kann, statt sich um die eigenen sorgen zu müssen. Patrick Wildermann
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