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Der Leibarzt. Mads Mikkelsen.
© Berlinale

Wettbewerb: Was faul ist im Staate Dänemark

Dreiecksgeschichte in Zeiten der Aufklärung: Das Kostümdrama „En Kongelig Affaere“ im Wettbewerb.

Der Ausritt durch die Idylle endet mit einem Schockerlebnis. Eben noch hatten Königin Caroline Mathilda (Alicia Vikander) und Struensee (Mads Mikkelsen), der Leibarzt ihres Mannes, hoch zu Ross über Daseinsfragen disputiert. Sind es nicht die gesellschaftlichen Konventionen, die den Menschen daran hindern, frei zu leben? Da finden sie die blutverschmierte Leiche eines leibeigenen Bauern, der von seinem Herrn auf dem „hölzernen Pferd“ zu Tode gefoltert wurde, weil er vielleicht ein paar Äpfel gestohlen hatte. Nein, etwas ist grundsätzlich faul im Staate Dänemark des späten 18. Jahrhunderts, Rousseaus Credo, der Mensch sei „frei geboren“, gilt in diesem finsteren, noch mittelalterlich anmutenden Land allenfalls für die adlige Elite. Struensee, ein Mann der Aufklärung, wird sich entschlossen daranmachen, das zu ändern.

Die Geschichte um den deutschen Mediziner Johann Friedrich Struensee, dem es als Vertrauten des Königs Christian VII. (Mikkel Boe Følsgaard) gelang, sich von 1770 bis 1772 quasi zum Regenten des Landes aufzuschwingen, gehört zu den spannendsten Episoden der dänischen Geschichte. Sie ist in zahlreichen Romanen beschrieben worden, zuletzt in Per Olov Enquists Bestseller „Der Besuch des Leibarztes“ und wurde bereits mehrfach verfilmt, unter anderem in dem deutschen Nachkriegsmelodram „Herrscher ohne Krone“ mit O. W. Fischer als Struensee und Horst Buchholz als in den Wahnsinn abgleitenden König. Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel konzentriert sich in seinem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „En Kongelig Affaere“ (Kinostart: 19.4.) nun ganz auf das anfangs stabile, später brüchig werdende Beziehungsgeflecht zwischen Struensee, dem König und der Königin.

Dass diese Geschichte kein gutes Ende finden wird, weiß der Zuschauer von Anfang an. Denn aufgerollt wird die Affäre aus der Sicht der todkranken Königin, die in der Verbannung ihre Erinnerungen für ihre Kinder aufschreibt, die sie nicht mehr wiedersehen wird. Im französischen Eröffnungsfilm „Les Adieux à la reine“ war die Französische Revolution aus der Schlüssellochperspektive einer Vorleserin geschildert worden. Arcel erzählt konventioneller, schwelgt in Tanzszenen bei kerzenlichtumflackerten Hofbällen. Hier ist es eine Kammerzofe, die mit ihren Beobachtungen, dass Struensee auch der Geliebte der Königin sei, das Unheil auslöst, das auf dem Schafott endet. Denn der Freigeist schafft zwar Zensur und Folter ab, macht sich mit seinen Reformen bei Hofe aber auch Todfeinde. Das Volk, das er hatte befreien wollen, johlt und jubelt, als der „deutsche Verräter“ seinen Kopf verliert.

17.2., 11 Uhr (Haus der Berliner Festspiele), 17.2., 15 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 19.2., 16 Uhr (Berlinale-Palast)

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