Bilanz der Bundeskulturstiftung: Von Documenta bis Kleinstadtbibliothek
Auf der Jahreskonferenz zieht die Kulturstiftung des Bundes Bilanz. Neben Großprojekten wie der Documenta fördert sie erstmals auch ländliche Regionen.
Die Spannbreite könnte nicht weiter sein: von Adam Szymczyk, der den griechischen Dichter Kafavis zitiert, um für den Athener Teil seiner Documenta zu werben, bis zu Hortensia Völckers, die sich für die Bibliothek in Osterode begeistert. Beide Projekte verbindet eine Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes. Die Documenta erhält 4,5 Millionen Euro, die Bibliothek im niedersächsischen Städtchen gehört zu den mit 13,3 Millionen Euro unterstützten Schulen, Stadtmuseen und Stadtbüchereien im Rahmen des „Trafo“-Programms. Damit wendet sich die Kulturstiftung seit ihrer Gründung 2002 erstmals ländlichen Regionen und kleineren Gemeinden zu und gewährt nicht nur Großkalibern wie der Documenta ihre Gunst.
Das sei dringend geboten, gab Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung, auf der Jahreskonferenz zu verstehen. Sie warnte davor, dass die in den Programmen der rechten Parteien angekündigten Streichungen von Kunst und Kultur in die Tat umgesetzt werden könnten: „In diesen Zeiten wird einem umso mehr bewusst, dass die See drum herum rauer wird und es das kulturelle Festland, die Institutionen, mehr denn je zu beschützen gilt.“ Auch das mit 21 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2024 aufgestellte Programm „360 Grad“ versucht sich der durch die Neokonservativen angestrebten Abschottung entgegenzustemmen. Dieser „Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ unterstützt Institutionen, die sich thematisch mit Migration beschäftigen.
Allein 2016 80 Millionen Euro Fördermittel
Umso mehr möchte die Kulturstiftung ihre Tätigkeit als Erfolgsgeschichte verstanden wissen. Allein 2016 wurden 80 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt, die zum Teil eine mehrjährige Laufzeit haben. Verwaltungsdirektor Alexander Fahrenholtz stellte die Entwicklung der Vergabe in den vergangenen 15 Jahren mithilfe statistischer Schautafeln als aufstrebende Linie dar. Die Erfolgsaussichten für die Antragsteller hätten sich seit Beginn kontinuierlich verbessert, so Fahrenholtz, nicht zuletzt seitdem die Mindestförderung 50 000 Euro beträgt. Viele kleinere, früher abgelehnte Projekte würden deshalb wegfallen.
Zu den großen Fischen gehören auch die alle zehn Jahre stattfindenden Skulpturenprojekte in Münster, die in diesem Sommer mit der Documenta zusammenfallen. Als Renommierprojekte der Kulturstiftung stellten Intendant Kasper König und Kuratorin Britta Peters wie Szymczyk ihre Pläne auf der Pressekonferenz vor und bedankten sich artig für die Unterstützung. Bei 1 Million Euro Fördermittel die geringste Übung.
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