„Im Eisland“ von Kristina Gehrmann: Verschollen im ewigen Eis
Vom Manga inspiriert und historisch fundiert: Kristina Gehrmann erzählt in ihrem Comic „Im Eisland“ von einer historischen Mission, die tragisch endete.
Vor 170 Jahren, im Frühjahr 1845, brachen 133 Mann mit den Schiffen „HMS Erebus“ und „HMS Terror“ unter dem Kommando Sir John Franklins auf, um erstmals die Nordwestpassage zu durchqueren. Der damals fast 60 Jahre alte britische Forscher sollte den polarnahen Seeweg zwischen Atlantik und Pazifik zum Ruhme Englands erstmals meistern. Die Expedition scheiterte tragisch, die meisten der Seeleute wurden nie mehr lebend gesehen. Trotz umfangreicher Rettungsversuche und wissenschaftlicher Untersuchungen ist das Schicksal von Mensch und Schiffen noch immer von vielen Rätseln umgeben.
Im September 2014 fanden kanadische Wissenschaftler zumindest das Wrack der „Erebus“ in der Victoria-Strait-Meerenge vor der King-William-Insel. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Kristina Gehrmann bereits seit rund einem Jahr an einer Comic-Trilogie über die verschollene Franklin-Expedition für den Rostocker Verlag Hinstorff. Dieser widmet sich traditionell maritimen Themen, veröffentlicht mit „Im Eisland“ nun aber erstmals einen Comic.
Spannend bis zum Schluss - auch wenn das Ende bekannt ist
Die junge deutsche Zeichnerin und Illustratorin berichtet in dem mitreißend erzählten Debüt in Band eins, „Die Franklin-Expedition“, von der Zeit vom gefeierten Aufbruch der Schiffe in Begleitung zweier Dampfschlepper und eines Versorgungskahns bis zur ersten Überwinterung vor der Beechey-Insel vor Devon. Sie stützt sich auf die belegten Fakten, umfangreiche Literatur sowie Informationen verschiedener Experten und Hobbyforscher, die zum Teil in Karten, einem umfangreichen Glossar, Auszügen aus Originaldokumenten und Schiffsansichten Einzug in den Comic finden. Entstanden ist so eine realistische Darstellung der hochmotivierten Expeditionsteilnehmer. Authentizität erhält das Werk aber vor allem durch die Vermittlung der wenigen aufgeklärten Schicksale einzelner Seeleute wie dem des Heizers John Torrington.
Die am Computer und Grafiktablett entstandene Geschichte wirkt wie mit Feder und Tusche gezeichnet. Sie fesselt mit filmischem, von japanischer Manga-Kultur beeinflusstem Lesefluss sowie ebensolchen Dialogen. Gehrmanns malerischer, detailverliebter Stil ist hingegen von ihrer Ausbildung an der Angel Academy of Art für klassische Malerei in Florenz geprägt. Allerdings wirken ihre gedrungenen Figuren etwas ungelenk.
Der desaströse Ausgang der Expedition ist kein Geheimnis, spannend bleibt es trotzdem. Denn das ambitionierte Projekt „Im Eisland“ verleiht Sir John Franklins historischem Scheitern eine Lebendigkeit, in der die gnadenlose Kälte spürbar wird. Der zweite Band soll voraussichtlich im Herbst 2015 erscheinen. Band 3, an dem Gehrmann derzeit arbeitet, soll 2016 folgen.
Kristina Gehrmann: Im Eisland, Band 1: Die Franklin-Expedition, Hintorff-Verlag, 224 Seiten, 16,99 Euro, Leseprobe auf der Website des Verlages.
Sabine Scholz
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