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Ich glaub, ich spinne: Im „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ lernen sich verschiedene Wandkrabbler-Versionen kennen.
© Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018

„Spider-Man: A New Universe“: Vernetzte Universen

Der erste vollständig fürs Kino animierte Marvel-Film „Spider-Man: A New Universe“ bedient sich gleich mehrerer Comicvorlagen. Ein Überblick

Die Comicwelt der Marvel-Superhelden ist wahrlich eine Wissenschaft für sich. Denn hin und wieder verlieren sogar langjährige Fans und Comicleser den Überblick über einen Storyverlauf, wenn es darin etwa um realitätsverändernde Zeitreisen und verheerende Dimensionsrisse geht – oder um verschiedene Paralleluniversen, also Alternativwelten zu den herkömmlichen Handlungsorten der Geschichten.

Während sich beispielsweise der klassische Spider-Man durch den Marvel-Hauptkosmos schwingt, der auch als Erde-616 bezeichnet wird, existieren noch weitere Inkarnationen des Superhelden in alternativen Comic-Welten – wie etwa der Peter Parker des „Ultimativen Universums“ von Erde-1610.

In Ausgabe 160 passierte das Undenkbare

Dieser Parallelkosmos von Marvel wurde in den frühen 2000er-Jahren vom damaligen Herausgeber Bill Jemas sowie Chefredakteur und Zeichner Joe Quesada geschaffen, um mit modernisierten Geschichten neue Leser zu gewinnen. Als besonders populär entpuppten sich hierbei die für das 21. Jahrhundert aktualisierten Abenteuer eines „ultimativen“ Spider-Mans von Autor Brian Michael Bendis und Zeichner Mark Bagley.

Spinnen im Doppelpack: Coverzeichnung von Jim Cheung.
Spinnen im Doppelpack: Coverzeichnung von Jim Cheung.
© Panini, Marvel

Dabei realisierten sie mit ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit über 111 aufeinanderfolgende Ausgaben von Oktober 2000 bis September 2007 in der amerikanischen Superhelden-Comichistorie eines der am längsten andauernden Partnerschaftsprojekte an einem einzelnen Titel.

In der 160. Ausgabe vom „Ultimativen Spider-Man“ geschah jedoch das bis dato Undenkbare: Die Künstler ließen Norman Osborn, der auch in dieser Welt als Grüner Kobold Spider-Mans Erzfeind Nummer Eins war, Peter Parker im Kampf töten.

Ein Hauch von Brecht'scher Verfremdungseffekt

Allerdings wollte man im Ultimativen Universum auf einen Spinnen-Superhelden auf Dauer dann doch nicht verzichten, und so führte Texter Bendis mit der italienischen Zeichnerin Sara Pichelli 2011 einen neuen ultimativen Netzschwinger ein: Miles Morales, einen 13-jährigen afrohispanischen Schüler aus Brooklyn, der von einer genetisch modifizierten Spinne gebissen wurde – und dadurch ebenso wie Peter erstaunliche Spinnenkräfte erhielt.

Gut vernetzt: In der Crossover-Comicserie „Spider-Verse“ verbünden sich Spider-Men aus allen möglichen Zeiten und Dimensionen.
Gut vernetzt: In der Crossover-Comicserie „Spider-Verse“ verbünden sich Spider-Men aus allen möglichen Zeiten und Dimensionen.
© Panini/Marvel

Im August 2012 starteten Bendis und Pichelli eine Comic-Miniserie, in der sie erstmals den Spider-Man aus der regulären Marvel-Welt mit Miles Morales aus dem Ultimativen Universum aufeinanderstoßen ließen. Die Verwunderung der beiden, die beim Anblick des jeweils anderen Spinnen-Mannes ihren Augen zunächst kaum glauben können, spiegelt gekonnt ironisch die buchstäbliche Multidimensionalität der Comic-Literatur wider und liest sich schon beinahe wie ein Brecht'scher Verfremdungseffekt.

Das fünfteilige Paperback „Spider-Men“, das mit starken Dialogen, rasanter Superhelden-Action und Rächer-reichen Gastauftritten aufwartet, ist als Neuauflage im Handel erhältlich (Panini, 124 Seiten, 16,99 €) und hat mit dem Sammelband „Spider-Men II“ mittlerweile eine lesenswerte Fortsetzung erhalten.

Ich glaub, ich spinne: Im „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ lernen sich verschiedene Wandkrabbler-Versionen kennen.
Ich glaub, ich spinne: Im „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ lernen sich verschiedene Wandkrabbler-Versionen kennen.
© Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018

Dieses erste Aufeinandertreffen zwischen Peter und Miles ist übrigens ebenso wie die Comicserien „Spider-Man: Spider-Verse“ und „Spider-Gwen“ eine derjenigen Comic-Vorlagen, auf denen Marvels erster vollständig computeranimierter Kinofilm basiert: In „Spider-Man: A New Universe“ begegnen sich nicht nur ein erwachsener Peter und der Teenager Miles, sie machen zudem auch noch Bekanntschaft mit vielen anderen Alternativversionen ihrer selbst aus diversen Dimensionen – etwa mit dem düsteren Spider-Man Noir aus den 1930er-Jahren, mit der geheimnisvoll-ballerinaartigen Netzschwingerin Spider-Gwen oder auch mit dem anthropomorphen Comic-Schwein Peter Porker alias Spider-Ham.

Der Film, an deren Fertigstellung unter anderem drei Regisseure und viele namhafte Synchronsprecher beteiligt waren, läuft hierzulande am 13. Dezember in den Kinos an.

Welt retten am Bildschirm: Spider-Man macht auch auf der PlayStation 4 eine gute Figur.
Welt retten am Bildschirm: Spider-Man macht auch auf der PlayStation 4 eine gute Figur.
© 2018 Marvel/Sony Interactive Entertainment/dpa

Zuletzt begegneten sich die beiden Spider-Men Peter Parker und Miles Morales fernab der Comics übrigens bereits im Videogame „Spider-Man“ von 2018. Das exklusiv für die PlayStation 4 entwickelte Spiel des Software-Herstellers Insomniac Games kam bei Kritikern und Fans gleichermaßen gut an. Die Rezensenten lobten vor allem die detailreiche Grafik der digital weitläufigen Spielwelt sowie das authentisch dargestellte Freiheitsgefühl Spider-Mans beim akrobatischen Herumschwingen durch New York City.

In vielen Bewertungen überzeugte auch der innovative Handlungsfaden des Abenteuers, in dem der 23-jährige Peter Parker sowohl gegen seine altbekannten Feinde wie Vulture, Scorpion oder Rhino als auch gegen neuere Kontrahenten wie Mr. Negative antreten muss.

Leonard Hillmann

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