Kultur: Verdächtige Turnschuhe
PANORAMA Dokus über Schwule in Ost und West.
War der Gegensatz zwischen Ost- und Westdeutschen sogar in den Subkulturen spürbar? Zwei Panorama-Filme werfen diese Frage auf. In „Unter Männern – Schwul in der DDR“ lassen Ringo Rösener und Markus Stein ein halbes Dutzend Zeitzeugen aus den neuen Bundesländern zu Wort kommen, während „Detlef“ einen Aktivisten aus Bielefeld porträtiert.
„Unter Männern“ erforscht die schwule DDR in ihrer Vielfalt. Die Schicksale kann man sich auch in der alten Bundesrepublik vorstellen. Es gab auf beiden Seiten dieselbe Angst vor Erpressung und Berufsverbot. DDR-typische Geschichten vermag nur der Punk-Friseur Frank Schäfer zu erzählen, der einmal festgenommen wurde, weil er gelbe Turnschuhe trug. Schäfer war stolz auf jede Verhaftung, verhaftet zu werden fand er cool. Es gab noch viel schlimmere Erlebnisse: Vergewaltigung durch Polizisten, Bespitzelung durch Liebhaber. Leider erwähnt der Film mit keinem Wort die für westdeutsche Touristen so reizvolle schwule Kneipenkultur Ost-Berlins: Die Schoppenstube in der Schönhauser Allee ist noch immer in Betrieb, hätte man da nicht einen älteren Mitarbeiter ausfragen können?
Stefan Westerwelle und Jan Rothstein haben sich weniger vorgenommen: Ihre Doku „Detlef“ handelt von einem 60-jährigen Mann, bei dem sich der Zuschauer nach den ersten Minuten fragt: Ist dieser Detlef Stoffel wirklich ein selbstmitleidiges Ekel oder tut er nur so? Er lebt mit seiner 90-jährigen Mutter zusammen, die geistig wach und körperlich etwas indisponiert, aber kein schwerer Pflegefall zu sein scheint. Dennoch jammert er: „Sie raubt mir Lebenszeit. Ich werde wahnsinnig.“ Der erste Eindruck täuscht. Der Film würdigt mithilfe von Archivmaterial einen engagierten und als Naturkost-Unternehmer erfolgreichen Mann, an dessen Pionierleistungen sich Prominente wie Lilo Wanders erinnern. Detlef Stoffel hat Happenings organisiert und schon 1980 Vertreter führender Parteien zu einem Kongress über die Schwulenfrage eingeladen. Die Aufnahmen sind von unschätzbarem Wert. Wenn eine Frau das Podium erstürmt und „Faschismus! Faschismus!“ brüllt, dann bekommt man eine Ahnung vom Chaos der Zeit und versteht, warum so mancher linke Aktivist sich ins Private zurückgezogen hat. Frank Noack
„Unter Männern“: 13.2., 17 Uhr (International), 14.2., 12 Uhr (CineStar 7), 17.2., 17 Uhr (CineStar 7); „Detlef“: 14.2., 20 Uhr (CineStar 7), 15.2., 22.30 Uhr (CineStar 7), 16.2., 17.30 Uhr (Cubix 7)
Frank Noack
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