Schauspiel: Ursula Karusseit: Zart und kantig
Mädchenhafte Scheu, kindliches Staunen und schneidende Härte vereint sie immer wieder. Der Schauspielerin Ursula Karusseit zum 70.
Das Kantige und das Zarte, das leidenschaftlich Herausfordernde und das sehnsuchtsvoll Mütterliche stehen als die beiden Seiten starker Charaktere füreinander ein. Liebreiz und untergründiger Widerstand gegen vorgegebene Verhaltensmuster schenken diesen Frauen einen großen Reichtum, im Kampf ums Glück – und im Verzicht darauf. Karusseit beherrscht den schrillen Ausbruch wie das stumme Versinken im Leid. Ihre Shen Te/Shui Ta in Benno Bessons Inszenierung von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ an der Berliner Volksbühne (1970) lebte aus diesem Widerspruch.
Mit der Landarbeiterin Gertrud Habersaat in der DDR-Fernsehserie „Wege übers Land“ (1968) erfasste Karusseit ein Leben zwischen Aufbruch und Enttäuschung mit einer Wahrhaftigkeit, die trotz ideologischer Beimengungen nichts Aufgesetztes hatte. Aber das sind nur zwei Rollen. Karusseit, am 2. August 1939 in Elbing geboren, an der Staatlichen Schauspielschule Berlin ausgebildet, hat an vielen Bühnen gespielt und Regie geführt, Filme und Fernsehserien geprägt. An der Berliner Volksbühne, in der Ära Benno Besson (1969–1977), mit dem sie in erster Ehe verheiratet war, reifte sie zu einer der bedeutendsten Protagonistinnen des DDR-Theaters, spielte vor und nach der Wiedervereinigung in München, Köln und Heidelberg, in Dessau, Dresden und Zürich, in Berlin am Schiller-Theater und am Berliner Ensemble.
Sie gestaltete die großen Frauenrollen Brechts (Mutter Courage, Heilige Johanna der Schlachthöfe, Witwe Begbick), spielte in Stücken von Shakespeare, Racine, Heiner Müller und vielen anderen. Dabei ist sie in ihrer Arbeit gegenwärtig und lebendig geblieben. Mit der Kantinenwirtin Charlotte Gaus in der ARD-Fernsehserie „In aller Freundschaft“ zaubert sie eine Frau auf den Bildschirm, die sinnlich und spröde, begehrenswert und widerspenstig ist. Was alles kann ihr Gesicht zeigen – wie Gewitter vorüberziehende, widerstreitende Empfindungen. Wieder verbindet Karusseit das Abweisende mit dem Bedürfnis, gut und nützlich für andere zu sein.
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