Kontroverse um Bild in palästinensischer Zeitung: Und noch ein Mohammed-Bilderstreit
Eine Zeichnung in einer palästinensischer Zeitung löst eine neue Kontroverse aus - obwohl der Prophet als Lichtgestalt gezeigt wird. Die Zahl der "Charlie Hebdo"-Abonnenten hat sich derweil verzwanzigfacht.
Eine positive Darstellung des muslimischen Propheten Mohammed in einer palästinensischen Zeitung sorgt im Westjordanland für heftige Diskussionen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ordnete am Dienstag eine Untersuchung gegen die in Ramallah herausgegebene Tageszeitung "Al-Hajat al-Dschahida" an, in der die Abbildung des Propheten als Lichtgestalt am Sonntag erschienen war. Am Mittwoch berichtete die israelische Zeitung "Haaretz", die Verantwortlichen für die Veröffentlichung würden entlassen. Bildliche Darstellungen des Propheten sind im Islam umstritten.
Die Zeichnung stellt einen auf der Weltkugel stehenden Mann dar, der aus einer herzförmigen Schultertasche die Saat der Liebe verstreut. Vor allem die Lichtaura hinter dem Mann macht deutlich, dass es sich um Mohammed handelt. Der Autor, Karikaturist Mohammed Sabaaneh, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Zeichnung werde fehlinterpretiert. Er wolle den Islam verteidigen, "indem ich die gleichen Methoden benutze wie diejenigen, die ihn verunglimpfen, nämlich Karikaturen".
Die Darstellung des Propheten Mohammed auf dem Titel des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" hatte eine Woche nach dem Attentat auf die Redaktion im Januar Empörung in der muslimischen Welt ausgelöst. Sabaneeh sagte AFP, er verabscheue Gewaltakte auch gegen Karikaturisten, die den Propheten beleidigten. "Wir müssen Ideen mit Ideen, Zeichnungen mit Zeichnungen bekämpfen, nicht mit Mord", sagte er.
Vier Wochen nach dem Anschlag hat "Charlie Hebdo" die Zahl ihrer Abonnenten von zuvor 10.000 auf mehr als 200.000 erhöhen können. "Wir haben die 200.000 Abonnenten überschritten", teilte Ko-Geschäftsführer Eric Portheault am Dienstagabend in Paris mit. Verkäufe und Abonnements zusammen mit Spenden und öffentlichen Hilfen für "Charlie Hebdo" könnten zusammen fast 30 Millionen Euro für die Wochenzeitung ausmachen, die vor dem Anschlag vom 7. Januar unter chronischen Finanzproblemen litt.
Die nächste Ausgabe von "Charlie Hebdo" soll am 25. Februar erscheinen. In der ersten Ausgabe nach dem Anschlag war am 14. Januar auf der Titelseite erneut eine Mohammed-Karikatur abgedruckt worden. Durch solche Karikaturen war "Charlie Hebdo" in das Visier gewaltbereiter Islamisten geraten.
Zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Islamisten - Said und Chérif Kouachi - waren am 7. Januar in die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" gestürmt. Sie töteten dort und auf ihrer Flucht insgesamt zwölf Menschen. Die Attentäter wurden zwei Tage später ebenso wie ein islamistischer Gesinnungsgenosse, der bei weiteren Anschlägen fünf Menschen erschossen hatte, bei Polizeieinsätzen getötet. (AFP)