Schlagzeuger Tony Allen im HKW: Trommelschamane mit Brodelsound
Göttliches Spiel: Tony Allen machte aus seinem Konzert im ausverkauften Haus der Kulturen der Welt ein anrührendes und wunderbares Pop-Ereignis.
„Im Groove sein“, heißt es bei Wikipedia, „ist die Bezeichnung für ein Glücksgefühl, das durch psychomotorische Stimulation ausgelöst wird". Wer wüsste das besser als der nigerianische Schlagzeuger Tony Opilando Allen, der sich an der Seite von Afrobeat-Legende Fela Kuti zum Zeremonienmeister nicht enden wollender Trance-Beat-Grooves getrommelt hat. Im August wird Allen 75. Aber er ist fit, sieht gut aus und spielt überragend. Auf seinem neuen Album „Film of Life“ hört man kein wahlloses Weltmusik-Crossover, sondern elektrifizierten Funk, Jazz, Rock und die traditionelle Yoruba-Trommelsprache, die ganz natürlich klingende Querverbindungen zwischen afrikanischen Spielweisen und aktueller Clubmusik herstellen.
Das Konzert im ausverkauften Haus der Kulturen der Welt ist ein anrührendes und wunderbares Pop-Ereignis. Es ist eine Gnade, diesen Jahrhundertmusiker live erleben zu dürfen. In sich gekehrt forscht er den Tönen nach und hält mit konzentriertem Schwung sich und die Welt in Bewegung. Lässig, lächelnd und rollenden Auges dirigiert er seine Musiker durch vertrackteste Uptempo-Arrangements. Eine sphärisch flirrende Gitarre, ein entspannter Knupperbass, klebrige Space-Funk-Keyboards, Conga, Melodica und tolle Bläser verschrauben sich gekonnt mit Allens präzisem Schlagzeugspiel. Der Meister sitzt in der Bühnenmitte auf Augenhöhe mit seiner Band auf einem Podest und klopft so herrlich locker auf die Felle, als würde er einen Apfel schälen oder ein Ei pellen.
Tony Allen ist ein Glücksbringer und Trommelschamane
Wunderschöne Melodien erklingen zu modalen Jazz-Figuren und immer wieder überrascht Allens gefühlvolle Raspelstimme, die den hypnotischen Charakter der Musik verstärkt. Bei der aktuellen Single „Go Back“ übernimmt der Keyboarder den Gesang von Blur-Mastermind und Afrika-Fan Damon Albarn, der den Song für Allen mitgeschrieben hat, nachdem dieser ihn bei seinen Bandprojekten The Good, The Bad & The Queen und Rocket Juice & The Moon unterstützte.
Was für eine befreiende, aufregend spirituelle wie zärtliche Musik – ein rauschhafter Brodelsound, der so schwerelos durch den Saal schwebt wie die Geister von Fela Kuti, James Brown und Miles Davis. Tony Allen ist ein Glücksbringer und Trommelschamane, dessen göttliches Spiel von der Idee erzählt, für immer aufgehoben zu sein. Ist man drin, „im Groove“, gibt es nichts mehr, wovor man sich fürchten müsste.
Volker Lüke
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