Das Humboldt-Forum und Rettigs Ausstieg: Tim Renner: „Wir hätten uns gewünscht, dass er bleibt“
Ganz überraschend kam Manfred Rettigs Ausstieg als Manager der Schlossbaustelle nicht. Dennoch zeigen sich alle überrascht. Und das Bundesbauministerium weist jeden Alarmismus zurück.
Am 20. Dezember reichte er seine Bitte um Versetzung in den Ruhestand bei Bundesbauministerin Barbara Hendricks ein. Dabei hatte Manfre Rettig seinen Vertrag erst 2014 verlängert – sich dabei aber die Option offengehalten, nach dem Richtfest 2015 in Pension zu gehen. Der Stiftungsrat der Schloss-Stiftung wusste davon und diskutierte damals auch darüber.
Dass Rettig nun tatsächlich zum 1. März seinen Hut nimmt, hat die Beteiligten dennoch kalt erwischt. Manfred Parzinger, einer der drei Gründungsintendanten des Humboldt-Forums und Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz – die das Schloss mit den Außereuropäischen Sammlungen als Hauptmieter bespielt –, erfuhr davon erst in der SchlossStiftungsratssitzung am Dienstag. Auch für Berlins Staatssekretär Tim Renner kam die Ankündigung überraschend. Rettigs Rückzug bedauert er ebenso wie die anderen: „Für Rettig hatte die Einhaltung des Kosten- und Terminplans dieses wichtigen Kulturprojekts in der Berliner Mitte immer höchste Priorität“, so Renner. „Wir hätten uns gewünscht, dass er seine Arbeit zu Ende bringt.“
Selbst Monika Grütters war offenbar nicht informiert
Selbst Monika Grütters als oberste Dienstherrin des Humboldt-Forums war offenbar nicht vorab informiert. Ihr Pressesprecher bittet am Mittwoch um Verständnis darum, „dass wir uns nicht weiter öffentlich zu einer Personalentscheidung in einem anderen Ressort äußern“. Die Behörde der Kulturstaatsministerin schweigt zu der Sache – ein dröhnendes Schweigen, das nach kräftiger Verstimmung klingt. Nach einem Dissens zwischen den Visionen der Schloss-Nutzer dem Pragmatismus eines Manfred Rettig. Danach, dass Grütters mit der Installierung von Neil MacGregor als Gründungsintendant in Rettigs Augen Unwägbarkeiten riskiert, die er nicht mittragen will.
Das Bundesbauministerium als oberste verantwortliche Behörde weist solche Vermutungen entschieden zurück. „Das Haus ist gut bestellt, die Pläne der Gründungsintendanten werden den Bauablauf nicht verzögern, das ist Konsens im Stiftungsrat. Es gibt keine Konflikte“, sagt der Parlamentarische Staatssekretär Florian Pronold. Im Gegenteil, das zeitweise zähe Nebeneinander von Kultur und Bauen sei mit der Gründung der „Humboldt Forum Kultur GmbH“ als Tochtergesellschaft unter dem Dach der Schloss-Stiftung „nun vernünftig zusammengeführt“. Harmonisierung ist das Ziel: Auf der Stiftungsratssitzung am 15. März soll über Rettigs Nachfolge im Stiftungsvorstand entschieden und zudem der von Grütters noch zu benennende Chef oder die Chefin der GmbH als dritter Vorstand installiert werden. Und „ohne Manfred Rettigs Verdienste zu schmälern, wir sind zuversichtlich, dass der Bau auch ohne ihn im Zeit- und Kostenrahmen bleibt“.
Pronold verweist auf den Grundsatzbeschluss, dass die Bauplanung nicht verändert werden darf. Sollten durch die Gründungsintendanz oder durch das Projekt „Welt.Stadt.Berlin“ auf den vom Land Berlin zu bespielenden Flächen doch noch „neue Ideen vom Himmel fallen, dann muss der jeweilige Nutzer die zusätzlichen Kosten selbst tragen“, so Pronold. Verzögerungen müssten ausgeschlossen sein. Er ist zuversichtlich, dass bis Mitte März gefunden ist – dem Vernehmen nach soll er aus dem Bundesbauministerium kommen.
Aber es läuft nicht mehr alles rund auf der bisherigen Vorzeigestelle des Bundes. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass die Kommunikation zwischen Kultur- und Bauplanern zu wünschen übrig lässt, sprich: zwischen Grütters’ Behörde und der Schloss-Stiftung. Auch das Land Berlin nimmt die Warnungen des Schlossbaumeisters offensichtlich nicht ganz so ernst. Senatssprecherin Daniela Augenstein sagte, man habe zwar nicht von vorneherein Veränderungen geplant, sei aber offen für Verbesserungen. Und die kämen jetzt auch: „Eine Wand soll wohl raus, um die Flächen von Humboldt-Universität und Berlin besser zu verbinden“. Diese Überlegung sei von Anfang an mitgetragen worden.