Making Of: Tiger im Schrank
Das "Jubel-Buch" gibt Einblick in die schräge Abenteuerwelt von Calvin und Hobbes - 13 Jahre nach dem Ende der Serie. Nebenbei verrät es viel Privates über den Zeichner.
Das letzte Abenteuer ist schon eine Ewigkeit her. Im Dezember 1995, Michael Schumacher war gerade zum zweiten Mal Weltmeister geworden, Greenpeace hatte die Versenkung der Brent Spar verhindert und die EU plante eine neue Währung namens Euro, vor 13 Jahren also verabschiedeten sich zwei der populärsten zeitgenössischen Comicfiguren in den Ruhestand: der aufmüpfige, ewig sechsjährige Calvin und sein Stofftiger Hobbes. Gemeinsam hatten die beiden 2600 Comicabenteuer bestanden, unermesslich viel Chaos angerichtet, Klassenkameraden geärgert und immer wieder Calvins Eltern zur Verzweiflung getrieben. Im letzten Strip rodelten Calvin und Hobbes durch eine Winterlandschaft, auf und davon ins Tal, ohne sich von ihren Lesern zu verabschieden.
Die Fangemeinde ist groß geblieben. 30 Millionen "Calvin und Hobbes"-Bände wurden bis heute weltweit verkauft, dazu käme sicherlich noch ein Vielfaches an bedruckten Kaffeetassen, T-Shirts und Bettbezügen, hätte Zeichner Bill Watterson nicht stets konsequent alle Merchandising-Pläne abgelehnt. Der Carlsen-Verlag begann vor einiger Zeit damit, die alten, längst vergriffenen Alben neu aufzulegen. Als letztes Werk in dieser Reihe ist jetzt das "Jubel-Buch" erschienen, das auf mehr als 200 Seiten noch einmal einige der schönsten Strips zusammenfasst, vor allem aber ausführliche Anmerkungen des Zeichners enthält. Der heute 50-Jährige lebt zurückgezogen mit seiner Frau im US-Bundesstaat Ohio, gibt kaum Interviews und meidet Preisverleihungen, so dass der vorliegende Band die einmalige Möglichkeit bietet, Näheres über die Hintergründe des Comics und die Arbeitsweise des Zeichners zu erfahren. Watterson verrät etwa, warum er sich mehrmals in seiner Karriere für kreative Pausen entschied, warum er Schulz' Peanuts als sein Vorbild sah und wie er Pointen zunächst an seiner Frau testete. Er schreibt auch offen über die Nachteile seines Berufs: Das Kolorieren von Strips etwa empfand er meist als "lahm".
Besonders ergiebig ist der Abschnitt, in dem Watterson die Entwicklung seiner Figuren beschreibt. Calvin etwa sieht er als "den kleinen rebellischen Jungen, der ich selbst nie war". Zu Hobbes habe ihn seine gutmütige Katze Sprite inspiriert. Und als Namenspaten hätten tatsächlich Reformator Johannes Calvin und Philosoph Thomas Hobbes herhalten müssen.
Auch zu dem großen Rätsel der Serie nimmt der Autor Stellung - nämlich zu der Frage, was es nun mit dem abenteuerlustigen Tiger auf sich hat: Ist der bloß ein Stofftier und ausschließlich in Calvins Fantasien lebendig oder stellt er sich nur tot, sobald ein Erwachsener naht? "So funktioniert meiner Meinung nach das Leben: Keiner von uns sieht die Welt in genau der gleichen Weise", schreibt Watterson.
Bill Watterson: Calvin und Hobbes, Das zehn Jahre Jubel-Buch, 208 Seiten, 19,90 Euro, Carlsen Comics.
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