"Magic Mike XXL": Strippen bis die Korken knallen
Weniger Handlung, schwächere Stars: das Sequel „Magic Mike XXL“ wirkt wie ein zu langes Promo-Video mit zu langen und pointenfreien Dialogpassagen.
Wenn ein kleiner, flotter und anspruchsloser Film mehr als das Zwanzigfache seiner Herstellungskosten einspielt, muss stets schnell eine Fortsetzung her – teurer, ambitionierter und mit dem Blick für noch mehr Publikum. Das Männerstriptease-Musical „Magic Mike XXL“ erfüllt nur eine der Voraussetzungen: Das Budget (15 Millionen Dollar) ist gegenüber „Magic Mike“ (2012) doppelt so hoch.
Ansonsten: wenig Handlung, noch weniger nackte Haut, keine Lovestory, nicht einmal ein Flirt, schwächere Stars und ein noch schwächerer Regisseur. Steven Soderbergh überließ seinem Produzenten Gregory Jacobs die Inszenierung. Und Matthew McConaughey, dessen bewusst widerwärtige und groteske Darstellung eines durchgeknallten Striptease-Stars den ersten Film dominierte, ist auch nicht mehr dabei.
„Magic Mike“ behandelte, trotz des lockeren, humorvollen Tons, ein paar ernsthafte Konflikte wie Geldnot und Drogen. Nun aber bleibt es bei einer Andeutung von Geldsorgen. Der erfolglose Tischler Mike (Channing Tatum) schleppt ein von ihm selbst entworfenes Möbelstück über die Straße und muss dabei durch eine Pfütze waten. So kann es nicht weitergehen, also überredet er seine Freunde Big Dick Richie, Tarzan, Ken, Toby und Tito zur Teilnahme an einem Strip-Wettbewerb. Drei Jahre haben die „Kings of Tampa“ nicht mehr auf der Bühne gestanden, doch die Freunde sind in Topform und voller Selbstbewusstsein. Schön für sie, schlecht aber für den Film, dem es an dramaturgischer Spannung fehlt.
Mike, der große Frauenversteher
Channing Tatum ist mit 35 der jüngste und Ex-Wrestler Kevin Nash mit 56 der älteste Darsteller – da hätte man doch etwa die Angst der Veteranen vor der jüngeren Konkurrenz thematisieren können. Doch Jungmänner sind kaum im Bild und stellen keine Gefahr dar. So sieht „Magic Mike XXL“ wie ein Promo-Video aus: völlig unkritisch und nur an ein weibliches Zielpublikum gerichtet, das von derlei Veranstaltungen angezogen wird. Als größtes Glücksgefühl gilt es dann, wenn ein halb nackter Mann die Korken knallen lässt und das teure Abendkleid mit Sekt vollspritzt.
Da scheint nur eine verhärmte Tankstellenverkäuferin gegen grobe männliche Reize immun. Sobald sich aber Big Dick Richie seiner Kleidung entledigt hat, wird auch sie schwach und lächelt – zum ersten Mal in ihrem Leben, behauptet Mike, der große Frauenversteher. Bei einer Laufzeit von 115 Minuten mit langen, pointenfreien Dialogpassagen stellt sich dann doch die Frage: Wenn die sechs Männer am besten wissen, was Frauen wollen, warum hat dann keiner eine Freundin? Oder wenigstens einen One-Night-Stand?
In 18 Kinos; OV im Alhambra, Karli, Colosseum, Cinestar SonyCenter und Zoo Palast
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