Komödie: Stresstest für die Liebe
„Und nebenbei das große Glück“: James Huth schickt Sophie Marceau auf einen romantischen Slapstick-Parcours
Die schöne Sophie Marceau fällt über Teppichkanten, reißt kostbare Porzellanvasen um, kratzt aus Versehen gegnerische Autos an, stürzt Hals über Kopf Treppen hinab. Der Star – ein Wesen, das mit den Jahren immer langbeiniger und zarthäutiger erscheint – stolpert in James Huths Komödie „Und nebenbei das große Glück“ ins Räderwerk hektischen Geschehens. Es ist, als ob der Regisseur, der vor drei Jahren mit einer Real-Verfilmung von „Lucky Luke“ bekannt wurde, seine perfekt gestylten Protagonisten dem Stresstest durchgedrehter Comic-Figuren aussetzen möchte. Oder aber mit drastischen Slapsticks in Serie die Klischees seines Drehbuchs aufpeppt.
Auch der franko-kanadisch-marokkanische Stand-Up-Comedian Gad Elmaleh, Sophie Marceaus feuriger Gegenspieler, gibt das Subjekt und Objekt der Begierde mit knalligen Pechvogel-Gags. Es fordert den ganzen Mann, die Geliebte aus dem goldenen Käfig ihrer familiären Verstrickung herauszuhauen, zumal, wenn man sich deren Noch-Ehegatten zum Feind macht, als bindungsuntauglicher Lebemann mit ihren drei fremden Kindern konfrontiert wird und vor lauter Liebeschaos die Freunde und Bühnenpartner im Stich lässt.
Unsere Schadenfreude soll diese in zahllosen Varianten bekannte Geschichte vom widerspenstigen Glück würzen. Da kann es schon passieren, dass sich das Nesthäkchen in Momenten lauschiger Annäherung auf der Hose von Mamas Lover erbricht oder das von ihm eigenhändig reparierte Waschbecken in der Wohnung der Geliebten mit einer attraktiven Wasserflut aus der Wand bricht.
Sacha Keller (Gad Elmaleh), ein vierzigjähriger Musiker verbringt die Nächte am Piano in einem Pariser Jazzclub, liebt One-Night-Stands und macht am Tage mit drei locker hingeworfenen Takten Werbemusik gutes Geld. Wäsche und Einkäufe lässt er von seiner Mama (Mascha Méril in einer schmählich kleinen Rolle) besorgen. Sie und die schlitzohrige Großmama (Litzi Vezsi) wünschen sich eine jüdische Prinzessin für ihren Prinzen. Doch der verliebt sich in die zerstreute Kunstagentin Charlotte (Sophie Marceau), die er im Büro von Alain Posche (François Berléand) kennenlernt, jenem Werbechef, der ihm die verhassten guten Aufträge einbringt. Fassungslos stellt Sacha fest, dass die sturzbegabte Schöne zwar von ihrem Chef und Ehemann Alain Posche getrennt lebt, aber unter seiner Kontrolle steht. Im Fall einer neuen Beziehung würden seine Anwälte wohl dafür sorgen, dass Charlotte die gemeinsamen Kinder verliert.
So setzt ein hektischer Hindernislauf ein, in dem die Heimlichkeiten auffliegen und Charlottes Kinder ihren Part übernehmen. Wie von Zauberhand wandelt sich der sympathische Egomane und gewinnt die Herzen der Kinder mit seinen Taschenspielertricks. Streit, Missverständnisse, Trennung – all die aufzählbaren Misslichkeiten, die ein rundes Happy End hinauszögern, sind dabei.
„Und nebenbei das große Glück“ mischt die gängigen Zeitthemen Patchworkfamilie und Freundschaft etwas angestrengt mit Hingucker-Verweisen auf Kultfilme wie „Casablanca“, als brauche eine dralle romantische Komödie unbedingt nostalgische Veredelung. Paris zeigt sich wie immer unbeeindruckt von seiner schönen Seite, die Szenen sind drinnen und draußen in gelben Glanz getaucht, als habe die Kamera die Order „Achtung! Herzenswärme!“ umgesetzt. Überhaupt erinnert manches an den aufgesetzten Schwerenöter-Charme einstiger Werbung für französische Zigaretten. Und wie kommt man nachher aus dem Kino? Leergelacht und unterfordert.
Casablanca, Cinemaxx, Kulturbrauerei, Moviemento, Titania Palast
Claudia Lenssen
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