Martin Heller berufen: Stadtschloss soll offener Ort werden
Kulturstaatsminister Bernd Neumann stellt im Alten Museum den Projektleiter und sein beratendes Team für das Humboldt-Forum vor, die "ein inhaltliches Konzept für die Agora als zentralen Veranstaltungs- und Begegnungsort erarbeiten" sollen.
Wer geglaubt hatte, die Sparbeschlüsse der Bundesregierung würden das Projekt Humboldt-Forum im Berliner Schloss ausbremsen, sieht sich nun eines Besseren belehrt. Am Montag stellte Kulturstaatsminister Bernd Neumann im Alten Museum, quasi mit Blick auf den Schlossplatz, den Projektleiter und sein beratendes Team vor, die „ein inhaltliches Konzept für die Agora als zentralen Veranstaltungs- und Begegnungsort erarbeiten“ sollen. Teamchef wird der Schweizer Martin Heller, zuletzt Intendant der europäischen Kulturhauptstadt Linz 2009. Ihm steht ein ehrenamtlich tätiger Beraterkreis zur Seite, dem acht Persönlichkeiten angehören: Arjun Appadurai, Professor an der New School in New York, Ekwui Enwezor vom San Francisco Art Institute, in Deutschland als Leiter der Documenta 11 bekannt, Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm, der zuvor als Leiter der Salzburger Festspiele fungierte, Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts und eigentlicher Erfinder des Humboldt-Forums, außerdem der Soziologe und frühere Rektor des Wissenschaftskollegs Berlin, Wolf Lepenies, die Direktorin des Stadtmuseums Kopenhagen, Jette Sendahl, der HKW-Intendant Bernd Scherer und Hortensia Völckers als Leiterin der Bundeskulturstiftung.
Das Beraterteam, das witterungsbedingt – wie die Deutsche Bahn sagen würde – nur mit fünf seiner Mitglieder anwesend sein konnte, soll zweimal jährlich zusammenkommen. Die Hauptlast der Arbeit wird also bei Martin Heller liegen. Der 58-jährige gebürtige Basler, studierte Kunsthistoriker und Ethnologe leitete in den neunziger Jahren das Museum für Gestaltung in Zürich. Anschließend gestaltete er die Schweizerische Landesausstellung Expo 02, die ein großer Erfolg bei Publikum und Kritik gleichermaßen war. Seit 2003 betreibt der umtriebige Kulturmanager die „Heller Enterprises“ in Zürich, hat ab 2005 das Linzer Kulturhauptstadtprogramm verantwortet und zuletzt in Berlin die Ausstellung „Realstadt“ in der Akademie der Künste realisiert, im Auftrag des Bundesbauministeriums.
Bis zur für den Frühsommer 2013 vorgesehenen Grundsteinlegung des Schloss-Wiederaufbaus wird von Martin Heller ein griffiges Konzept für die Agora erwartet, den Veranstaltungsort des Humboldt-Forums. „Es gibt so etwas wie ambitionierte Popularität“, umriss Heller am Montag seine Zielrichtung: „Ich stehe dafür, dass Kultur in dieser Breite eine neue Form der öffentlichen Arbeit sein kann, ohne Abstriche an der Qualität.“ Heller äußerte sich „fasziniert von der Grundidee des Humboldt-Forums, dass eine Nation die Kultur in ihr Zentrum setzt, mit allem Risiko, das damit verbunden ist“.
Der Kulturmanager arbeitet vorerst im Rahmen eines Werkvertrags und ist nicht weisungsgebunden. „Meine Unabhängigkeit ist sehr zentral“, unterstrich der Impresario seinen künftigen Arbeitsstatus. In drei bis vier Monaten soll „das ganze Vorhaben schon deutlicher“ sein. Die Kompetenz des Beratergremiums macht jedenfalls den Anspruch deutlich, veranstalterische und theoretische Aspekte auf höchstem Niveau zu verbinden; dafür stehen Namen wie Enwezor, Flimm, Appadurai und Lepenies. Zugleich wird das kulturpolitische Ziel deutlich, die künftigen Kooperationspartner von vornherein einzubinden, das Goethe-Institut genauso wie das Haus der Kulturen der Welt und die Bundeskulturstiftung.
Neumann bezeichnete die Einsetzung eines vollgültigen Intendanten zum jetzigen Zeitpunkt als „verfrüht“. Hellers Tätigkeit, die auch die Organisation von Veranstaltungen umfassen soll, werde „die Bedeutung und die Chancen der Agora und des Humboldt-Forums einer breiten Öffentlichkeit besser als bisher vermitteln“. Neumann hatte einleitend noch einmal die „nationale Bedeutung“ des Humboldt-Forums hervorgehoben. Das historische Gebäude werde „kein Schloss für eine elitäre Schickeria, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger. Und „eines steht fest: Das Humboldt-Forum im Stadtschloss wird gebaut.“ Punktum.